21
Aug
2007

Dann leben sie noch heute

Kannst du mir das Wasser reichen?
Ganz ohne Doppeldeutigkeit im Sinn zu haben, bat ich P. heute beim Mittagessen um die Karaffe.
Wir erinnern uns: P. - dessen Abschiedsritual vor zwei Jahren darin bestand, wortlos meinen Wohnungsschlüssel zu retournieren.

"Ich glaube nicht. Und in letzter Zeit denke ich mir das immer öfter", meinte er, woraufhin seine Assistentin, die eigentlich die Anstandsdame machte, sich zur nächsten Besprechung entschuldigte.

P. nutzte die Gelegenheit: "Das Harte bei deinem Fuss ist der Sessel, nicht ich."
"Und wie geht es deinem Sohn?", schaffte ich ohne Wimpernzucken.

Überm Kaffee retteten wir uns ins Thema Schreiben, die gemeinsame Leidenschaft. Er habe Freunden zum runden Geburtstag Grimms Märchen umgedichtet: alle handelnden Personen litten in seiner Version unter Altersschwäche. Die Titel seien "Hänsel und wie hieß sie nochmal?" etc.

Schick mir doch mal was zum Lesen, bat ich.
Nein, ich will sie dir vorlesen, schlug er vor.

Ach weißt du, die Märchenstunde ist vorbei, sagte ich.
Manchmal kommt das Happy End erst nach dem Nachspann, dachte ich.

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