Jetzt hat's mich also erwischt. Nachdem ich meinen kränkelnden Körper drei Tage lang ignoriert habe, hat er beschlossen, mich dort zu treffen, wo's wirklich wehtut: Meine Stimme ist weg.
Kann aber auch sein, dass mich nur das Leben sprachlos macht. In meinen Fieberträumen ließ ich heute Revue passieren, was aus jenen Männern geworden ist, die mich vor einem Jahr interessierten.
Da war zunächst der Zoologe und zweifache Vater, den ich in der Langen Nacht der Museen hinter den Wasserflöhen fand. Wir waren sechs Mal essen, bevor er mir anvertraute, dass er eine Freundin hatte. Ich traf ihn unverbindlich weiterhin und wartete ab. Zweimal übernachtete er nackt auf meinem Sofa, aber das war während der Phase, wo ich an eine Zukunft mit P. glaubte und so griff ich nicht hin. Inzwischen bin ich sein bester Kumpel und darf ihn regelmäßig in Liebesdingen coachen. Gestern hat er mir offenbart, dass er sich von seiner Freundin getrennt hat, weil er nun mit 43 endlich die Frau kennengelernt hat, die er heiraten wird...

Dann war da der Schauspieler, den ich mir im Sommertheater von der Bühne gepflückt hatte. Er führte mich in Wiens genialste Künstlerlokale und brachte mir in der
Eden Bar ein Ständchen: "We've got tonight." Ich wäre fast geschmolzen, hätte er mir nicht zugeraunt, dass ich mit den Strichcodes auf meinen Lebensmitteln aufpassen soll. Die werden eines nahen Tages vom Satan aktiviert und nur jene, die gewarnt sind, werden überleben. Er wollte mich aber sofort anrufen, wenn er das Zeichen bekäme. Ich sagte, ein SMS genügt auch...
Und schließlich P., mit dem ich eine wunderbare Verbindung spürte. Fast acht Monate lang. Dann wurde aus Dr. Jekyll plötzlich Mr. Hyde.
Eventuell hätte ich diesem Strichcode auf seiner rechten Brust mehr Beachtung schenken sollen?