Ich mache mich gerade auf den Weg zu einem echten Date. Habe zwei Stresspickel, meine Zunge fühlt sich halbseitig geschwollen an, und meine Tochter meint, ich sehe aus "wie ein orange Vampir".
Nur gut, dass ich nicht verliebt bin.

Vor ein paar Monaten wollte der geschiedene Vater einer Schulfreundin meiner Tochter mit mir essen gehen. Leider war ich gerade auf Urlaub, und als ich ihm antwortete, war er bereits für ein halbes Jahr geschäftlich nach London übersiedelt. Also verlegten wir uns aufs lockere Flirten per E-Mail. Er lud mich ein, bei ihm zu wohnen und wollte mir die Londoner Szene nahebringen. In meiner "Ich-will-wieder-mal-die-Augen-eines-Mannes-zum-Leuchten-bringen"-Phase war ich nahe dran, hinzufahren. Doch dann verbrachte seine Tochter einen Sonntag bei meiner Tochter. Und ich erfuhr so nebenher, dass die Freundin ihres Vaters im Jänner ein Baby bekommt.

Nein, ich springe jetzt nicht in die moralische Bresche oder schimpfe über genetisch treulose Männer. Der virtuelle Flirt war ein Spiel und völlig in Ordnung. Allerdings habe ich in meiner nächsten Mail erwähnt, dass ich von der schwangeren Freundin weiß. Daraufhin: Schweigen. Erst DAS hat mich geärgert!

Nach vier Wochen kam dann nun noch eine Antwort. Und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen:
"Sie haben sich wahrscheinlich gefragt: "warum hat der Kerl das nicht erwähnt"? Gute Frage! Ich meine, dieses Thema passt nicht zu meinem virtuellen Flirt mit Ihnen, ich hätte mir aber denken können, dass das Thema irgendwann kommt. Virtueller Flirt? Sie haben wahrscheinlich gerade mächtig die Stirn gerunzelt und gedacht, was ich mir da wohl eingebildet habe. Richtig, oder?
Flirten ist eine meiner großen Schwächen, wenn ich eine Person interessant finde, dann bemühe ich mich auch um diese Person. Wenn es sich um eine interessante Frau handelt, dann flirte ich gerne, auch wenn ich damit nicht unbedingt den Anspruch auf den moralischen Oscar bekomme. Ich hoffe ich habe Sie nicht schockiert mit dieser Information bzw. meiner Einstellung...."