1
Feb
2006

Goyas Zöpfe

Am vergangenen Wochenende haben zwei Ausstellungen in Wien geendet: "Goya" und "Die Impressionisten aus dem Musée d'Orsay". Wie gewöhnlich habe ich beide besucht als bereits die ersten Gemälde abmontiert, eingerollt und in Posterhüllen gesteckt wurden.

Mangels Babysitter mit Tagesfreizeit war ich in Begleitung meiner Tochter bei Goya. Mein alter Trick in solchen Fällen ist, ihr den Audioguide umzuhängen und in jedem Saal ein Nummern-Suchspiel zu veranstalten. Dabei vertraue ich natürlich darauf, dass die gesprochenen Texte nicht nur vollkommen unverständlich sind, sondern auch jugendfrei.

Ich hielt mich länger bei den Tapisserien auf, während Töchterchen samt Kopfhörern schon zum depressiven Spätwerk vorstieß. Dort fand ich sie, als sie zum elften Mal die Nummer 242 eintippte, die Beschreibung einer brutalen Vergewaltigungs- und Frauenmordszene. Sie wirkte etwas verstört und als ich ihr den Audioguide entzog, begann sie mit wirrem Blick, die Fransen meines Schals zu kleinen Zöpfen zu flechten. Meine therapeutische Intervention bestand in Lob:
"Wow, so viele kleine Zöpfe, das müssen ja ganz viele Fransen sein!"
- "242"

Schal

Alltag
Maennerversteherin
Mama
Reiselust
Sentimental
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren