26
Feb
2006

In einem früheren Leben

... war ich mit einem flötenspielenden Anwalt liiert, der mein Herz mit einem Melanzaniauflauf und einem Buch von Robert Gernhardt eroberte. Von ihm lernte ich, was ein French Letter ist und wie man die einzelnen Instrumente aus Konzertaufnahmen heraushört. Der Belagerungszustand endete, als ich seine großmütige Kleinkariertheit nicht mehr ertrug - und er nicht die Tatsache, dass ich Haydns Hauptwerke nur unvollständig aufzählen konnte.

Wir verbrachten ein Wochenende im Ferienhaus seiner Eltern an einem Kärntner See. Ohne Sonnenkappe auf dem Kopf und Autoschlüssel in einer Plastikbox um den Hals war er nicht ins Wasser zu kriegen, und schwimmend philosophierte er über den Unterschied zwischen den Wortendungen "-fähig" und "-bar" (wahrscheinlich das intimste Gespräch, das wir je führten). Zwei Stunden später zog ich zu meinem Ex-Mann, der zeitgleich im Hotel am anderen Ufer weilte. Der hatte noch wenigstens den Anstand, nackt zu schlafen.

Nach einem Jahr Funkstille habe ich diesen Anwalt gestern in seiner neuen Kanzlei besucht. Anerkennend festgestellt, dass die grünen Borten des Sisalteppichs perfekt zu den Stühlen passen und ehrlich darüber gelacht, dass er die Bibliothek am Ende des Ganges gewohnt wortwitzig "die indische" nennt. Statt des angebotenen Orangensafts den besten Weißwein aus dem Kühlschrank gefischt und seinen damals bei mir vergessenen Ralph Lauren Schal nicht retourniert. Innerliche Befriedigung gespürt, dass nach wie vor "eine Bekannte" in jedem zweiten Satz von ihm vorkommt, ich aber nicht mehr auf der Liste DIESES Beziehungsunfähigen stehe.

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