7
Sep
2006

Kein Entkommen

Kein Entkommen vor Natascha Kampusch.
Kein Entkommen vor der eigenen Neugier, wie sie aussieht.
Wer wie ich das ORF-Interview versäumt hat, bekam es inzwischen multimedial eingetrichtert.

Derzeit interviewen Interviewer Interviewer, kommentieren Kommunikationsexperten die Kommentare von Medienfachleuten und analysieren Psychologen den Gesichtsausdruck von Max Friedrich beim Feilen seiner Fingernägel.

Was mir durch Mark und Bein ging, war Nataschas Erzählung von den "netten Verkäufern im Baumarkt, die fragen: Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?" Diese banale Frage, tausendmal gehört, plötzlich Untertitel in einem Horrorfilm. Natascha musste zusehen, wie ihr Entführer die Verkäufer abwimmelte. Sie versuchte, so zu lächeln, wie als Zehnjährige auf dem Foto. Hätte ich sie erkannt? Niemals. Und selbst wenn: Hätte ich meiner Wahrnehmung getraut?
Und wäre die Welt eine bessere, wenn ich mich nicht scheuen würde, jedem, der mir komisch vorkommt, die Polizei auf den Hals zu hetzen?

24 Stunden nach dem Interview sendete der ORF die ersten beiden Folgen der neuen Staffel von Desperate Housewives. Darin wird jemand im Keller eines hübschen Einfamilienhauses gefangen gehalten. Hoffentlich hat Natascha etwas anderes angesehen.

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