1
Okt
2006

Babytalk

Ich habe es lange nicht geglaubt. Aber es gibt tatsächlich Mütter, die ihren Fundus an Gesprächsthemen mit der Nachgeburt entsorgen. Ab diesem Moment bringen sie keine ganzen Sätze mehr heraus, in denen nicht das wunderbarste aller Kinder das Subjekt ist. Der Zustand von Synapsenknappheit kann Jahre, ja Jahrzehnte andauern.

Ein solches Exemplar begegnete mir heute beim Nachmittagskaffee. Hübsch, blond, schlank, allein unterwegs. "Er hat die ganze Nacht gekotzt", war die Einleitung. Als ich in mein Keks biss, folgte die Anekdote vom Selber-Hintern-Putzen-Wollen des Zweijährigen. "Mein Dackel geht bei Regen nicht hinaus", versuchte eine Dritte das Thema zu wechseln. Woraufhin wir mit allen Ausdrücken für nasses Wetter versorgt wurden, die die Babysprache hergibt.

Ab da wurde es zum Sport. "Tanzt du schon lange?" wagte ich einen Schuss ins Blaue. "Also in der ersten Schwangerschaftshälfte habe ich pausiert. Und als er dann da war, hat er während des Trainings in der Ecke geschlafen. Inzwischen leckt er am Spiegel." Ich versuchte, mir das nicht vorzustellen. Und das Gespräch wenigstens auf den Kindsvater zu lenken. Auch das misslang kläglich. "Er wickelt Papa um den Finger. Ein Schauspieltalent, ich könnte ihn sofort in der Schauspielschule anmelden."

Ich schluckte den restlichen Kaffee gemeinsam mit einem "Mein Beileid zum Ableben der Gehirnmasse" hinunter und blies zum Rückzug.
Heute konnte ich das einfach nicht ertragen.

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