10
Sep
2006

Zu allem fähig

"Wir sind dem Wahn verfallen, uns beweisen zu müssen, dass wir zu allem fähig sind", schreibt Eva Hermann in ihrem umstrittenen Buch Das Eva-Prinzip, das angeblich die Frauen an den Herd zurückpfeift.

Ich habe es nicht gelesen und ich möchte es auch nicht lesen. Weil mir scheint, dass Frau Hermann bloss ihr eigenes Dilemma niedergeschrieben hat und sich anmaßt, daraus allgemeine Empfehlungen abzuleiten. "Wir Frauen sollten öfter einfach mal den Mund halten." So wie dieser Satz ist - nehme ich an - das ganze Buch wahr, wenn man "alle Frauen" konsequent durch "Frau Hermann" ersetzt.

Mit 47 und nach drei gescheiterten Ehen ist sie zur Erkenntnis gekommen, dass sie persönlich es nicht schafft, Mann, Kind und hochdotierten TV-Job unter einen Hut zu bekommen. Niemand wäre ihr deshalb böse. Dass sie sich schon vor 20 Jahren lieber "einen Mann suchen, ihn arbeiten lassen und mich um unsere fünf Kinder kümmern" hätte sollen, ist doch völlig ok. Bei der entstandenen Diskussion fragt man sich nur: Warum hat sie es nicht getan? Und warum ärgert sie sich nicht etwas leiser darüber, dass sie es verabsäumt hat?

Vielleicht, weil sie zu Recht erwartet hat, dass sie eine neue Feminismus-Debatte lostritt. Frechheit!, schreit das andere Lager empört. Und es wird wieder keine Lösung geben, nur einen Tanz um den Stein der Weisen.

Bevor meine Tochter vor der Frage stehen wird, ob und wie sie Kind und Karriere in ihrem Leben unterbringt, wird sich die Gesellschaft wohl nicht geändert haben. Also wünsche ich ihr nichts weiter als die Kraft, sich nichts ein- oder ausreden zu lassen. Den Mut, einen einmal eingeschlagenen Weg wieder zu ändern. Und die Demut, mit dem Fast-Perfekten zufrieden zu sein. Dann ist sie zu allem fähig, glaube ich.
testsiegerin - 10. Sep, 20:36

ich wünsche meiner tochter, dass sie sogar mit dem unperfekten zufrieden - nein, nicht zufrieden, sondern glücklich - ist.

und dass sie job und familie unter einen hut kriegt, weil sie nicht das gefühl hat, sie muss überall 100-prozentig sein. meistens im leben tuns doch auch 70 Prozent.

schließlich kriegen auch die meisten männer familie und beruf unter einen hut. ohne schlechtes gewissen.

cappuccina - 15. Sep, 19:53

und wahrscheinlich......

hat Frau Hermann ein männlicher Produzent die Möglichkeit gegeben, diesen Schmarrn zu veröffentlichen.
Die größten Feindinnen kommen wirklich aus den eigenen Reihen!


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