23
Okt
2006

Der Teufel trägt nicht immer Prada

Meryl Streep ist wirklich sehenswert in diesem Film. Sie ähnelt frappant der Chefin, die ich einmal hatte. Diese Frau litt unter Kontrollzwang, Verfolgungswahn und Selbstüberschätzung. Dabei war sie nicht dumm. Nur überzeugt, dass die Welt in Ordnung war, bis Kleingeister gegen Sklaverei und Diktatur zu kämpfen begannen.

Sie lernte meine Diensthandyrechnung auswendig und stellte mich Monate später wegen eines nächtlichen SMS zur Rede; sie ließ sich verleugnen, als die Ärztin anrief, weil ihre 13jährige Tochter ein Magengeschwür hatte; sie schob eine Verspätung gegenüber Kunden darauf, dass "die Marketingleiterin ein Kind verloren hat und hier das Chaos herrscht"; sie ließ mich von einer Kollegin überwachen, während ich in der Filiale nebenan zu tun hatte. Nach eineinhalb Jahren warf ich das Handtuch. Lieber arbeitslos. Ich war nicht die einzige. Eine Kollegin zog nach Japan, eine für ein Jahr nach Ecuador. Bloß weg, so weit wie möglich!

Im Film wirft die Hauptdarstellerin das Diensthandy in einen Brunnen und geht. Paradoxerweise ist das die erste Handlung, die ihr den Respekt ihrer Chefin verschafft. (Abgesehen von der Episode, wo sie den neuen Harry Potter vor Veröffentlichung besorgt.)
Es ist kaum wahrnehmbar, das anerkennende Zucken der Augenbraue, als die Chefin die Abtrünnige später auf der Straße trifft.

Und doch ist es das, was ich noch erleben möchte.

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