12
Nov
2006

Im Zoo

"Den nächsten Mann heirate ich", schwor meine Freundin H. heute gegen zwei Uhr früh, nach Flacos fulminantem Flamenco und der dritten Sangría. Co-Singles E. und G. nickten zustimmend und verfügten sich an den Nebentisch, wo drei schnuckelige Philharmoniker samt Instrumenten gerade zum Aufbruch blasen wollten.

Der Abend hatte schon bis dahin an Unterhaltungswert nicht zu wünschen übrig gelassen. E. war von H. direkt aus der Gruppentherapie mitgebracht und uns als heftig liebesbekümmert vorgestellt worden. Sie wollte sich aber nicht wie erwartet in unserem Mitleid suhlen. Statt dessen referierte sie über ihre Männerjagd-Strategien bis wir vor Neid erblassten. Dazwischen streute sie Anekdoten von Single-Tanzkursen ("Dort geht es zu wie in der Tierwelt"), Sex mit einem Wittgenstein-Preisträger ("Ich hatte gefürchtet, er will über Schrödingers Katze reden") und Weisheiten ihrer Mutter ("Wo der Schwanz eines Mannes steckt, da steckt auch sein Herz") ein. Für ihren Ex machte sie eifrig Mundpropaganda, da sie sich sowieso schon mit seinem frisch geschiedenen Nachbarn verabredet hatte.

Während ich mich später an der Bar mit der Lokalbesitzerin unterhielt, machte der ägyptische Rosenverkäufer gerade seine Runde und schenkte uns beiden je eine Langstielige. Als ich damit zum Tisch zurück kam, fragte man neugierig nach dem edlen Spender.
"Na der schnuckelige Chellist am Nebentisch", log ich.
Es geht zu wie in der Tierwelt.

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