28
Dez
2006

Tag 2: Spanische Forts und Potemkinsche Doerfer

Zum Fruehstueck gibt es so eine Art Corn Flakes, durchsetzt mit Mandeln und getrockneten Cranberries, und dem stolzen Untertitel inspired by the taste of home-made muffins.

Dieses typisch amerikanische Nicht-ganz-Echte verfolgt mich den ganzen Tag ueber. Vom Schnee aus Seifenschaum, der im Einkaufszentrum zu jeder vollen Stunde die Besucher erfreut bis zum Swiss-style Laughing Cow Cheese und all den Swarovski-Imitaten.

Wir entscheiden uns fuer Sightseeing und wandern zur Festung an der Landspitze, Weltkulturerbe mit 2 Millionen jaehrlichen Besuchern. Fort San Felipe del Morro hielt 400 Jahre lang Piraten, Englaender, Franzosen und Hollaender davon ab, Puerto Rico zu erobern. Francis Drake war einer von denen, die den Spaniern das "Tor zur Karibik" streitig machen wollten. Ihm schossen die Verteidiger 1595 den Sessel unterm Hintern weg, als er in seiner Kajuete das Abendessen einnahm. Erst seit 1898 gehoert Puerto Rico zu den USA, was die offizielle Zweisprachigkeit und so manches andere erklaert.

Nach einem heftigen Streit mit Toechterchen ueber die Frage, wie lange man ausschliesslich von Oreo Keks leben kann, nehmen wir ein Taxi ins groesste Einkaufszentrum der Insel, wo gerade New Year Sale ist. Toechterchen wird bei Baby Gap zum halben Preis eingekleidet. In der Garderobe stelle ich mit Erschrecken fest, dass sie weibliche Formen bekommt... Mein Baby!

Abends, daheim beim La Vache qui rit Laughing Cow Kaese, eingedenk Francis Drake im Stehen eingenommen, rede ich mir ein, es ist doch nur Babyspeck.
Inspired by the shape of a woman.

Tag 1: Ankommen

Meine Freundin MG ist Immobilienmaklerin. In der Altstadt von San Juan haelt sie ein Monopol. 70 Prozent aller Haeuser sind durch ihre oder die Haende ihrer Mutter, von der sie die Firma geerbt hat, gegangen. Wegen einer Aenderung der Steuergesetzgebung war dieses Jahr ein besonders gutes. Dazu kommt, dass MG die meisten Hauseigentuemer persoenlich kennt und ihnen Kaeufer vermittelt, bevor sie noch daran denken, zu verkaufen. Diese Kaeufer sind oft potente amerikanische Firmen - allerdings niemals solche, die MG nicht in der Altstadt sehen will.

Bei Fragen der Stadtentwicklung laesst MG nicht mit sich spassen. Sie tritt vehement dafuer ein, dass die Altstadt zur Fussgaengerzone wird. Sie hat mitgeholfen, den Bau eines weiteren Piers fuer besonders grosse Kreuzfahrtschiffe zu verhindern. (Andernfalls haetten wir zum Einchecken am Samstag bloss die Strasse ueberqueren muessen...) Sie hat Hooters und McDonalds vom Hauptplatz in Seitengassen verbannt und lieber den deutschen Auswanderer und sein Cafe Berlin unterstuetzt. (Inzwischen hat er es teuer verkauft und baeckt in einem Hafenkiosk Pfannkuchen...)



Das Haus von MGs verstorbener Mutter ist durch einen grossen Patio mit ihrem verbunden. 18 Monate ist es leer gestanden, weil einer der Erben einen Rechtsstreit angezettelt hat. Nun kauft MG ihren Geschwistern die Anteile ab und zieht hinueber. Den Kredit finanziert sie, indem sie ihr eigenes Haus in mehrere Wohnungen und/oder Bueros aufteilt und vermietet.

Hat jemand eine Geschaeftsidee?

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