22
Feb
2007

Satanische Ferse

Vergangenes Wochenende verfügte ich mich mit meiner Tochter in die Kinderführung der Chagall-Ausstellung. Kinderführungen im BA-CA-Kunstforum sind deshalb besonders nett, weil sie nach der Sperrstunde stattfinden und man somit, Selbstständigkeit des Kindes vorausgesetzt, durch besucherfreie Räume streifen kann.

Sobald ich fertig gestreift hatte, schloss ich mich wieder der Führung an. Lernte, dass Chagall Ziegenmilch trank (die war am billigsten) und traurige Bilder gerne mit lustigen Details wie pinkelnden Gärtnern auflockerte. Dass er seine Jugendliebe Bella heiratete und sich nicht immer an die Gesetze der Perspektive hielt.

Dann durften die Kinder ein bisschen schauspielen. Die Hochzeit von Marc und Bella nach jüdischem Brauch. In den Hauptrollen Marc und Bella, in den Nebenrollen Musiker, Handwerker, Artisten und was sonst noch alles auf Chagalls Bildern herum schwirrt. Sofort trat das Temperament der Mütter zutage: Typ „Ambitionierte Mutter“ zerrte das zarte Töchterlein am ausgestreckten Arm hoch und schrie, „Sie will Bella sein“, wohl in der Hoffnung, die Fünfjährige noch vor Ort unter die Haube zu kriegen. Typ „Aktive Mutter“ wiederum wollte um jeden Preis mitspielen und schlug ein paar Räder, um ihre Tauglichkeit als Artistin-Statistin unter Beweis zu stellen. Typ „Rabenmutter“ (ich) lehnte sich gequält an Exponat Nr. 27 und wünschte diesen Müttern Mitesser.

Nur Sekunden später landete die Ferse der Artisten-Mutter im Zuge eines Flic Flac mitten im Gesicht von Klein-Bella. Stocksteif fiel diese rückwärts um und wurde nur durch ihren Pferdeschwanz vor Schlimmerem bewahrt. Zum Glück war ihr wirklich nichts passiert. Die aktive und die ambitionierte Mutter jedoch lagen sich den Rest des Abends in den Haaren. Was noch besser war als Mitesser.

Ach, und meine Tochter spielte übrigens einen Grashalm.

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