23
Aug
2007

Braut

... Dieses Wort prangte kürzlich auf dem weißen T-Shirt einer Partybesucherin. Dazu muss man sagen, dass das Durchschnittsalter der Gäste mindestens beim Zweifachen des gängigen Pubertäts-Endes angesiedelt war.

Ich konnte nicht umhin, der Dame immer wieder auf den Busen zu starren. Braut? Ist sie etwa single und meint das sarkastisch? Nein, es war ernst. Was ich aus dem belämmerten Grinsen sowie den beständigen Versuchen, in der Ellenbeuge ihres Begleiters unterzukommen, schloss, wurde von der Gastgeberin bestätigt.

Wenig später wurde ich unfreiwillig Zeuge einer weiteren Heiratsanbahnung. Die knackige Über-40erin brachte gerade alle relevanten Informationen über sich selbst an den Single-Mann:
Ich habe keine Kinder, aber ich liebe meine Neffen. Der eine hat tatsächlich vor kurzem zu mir gesagt: "Tante, du bist doch so hübsch, warum mag dich keiner?"

Der Single-Mann wurde am nächsten Tag dennoch bei einem Drink mit ihr gesehen. Am übernächsten Tag aber ließ er verlauten, "Die will sofort wen zum Heiraten und Kinderkriegen. Ich bin nicht interessiert."

Was ließ uns Frauen so werden? Das Puppenhaus von Weihnachten 1975? Die Barbiehochzeit auf dem Bett der Volksschulfreundin? Das Vorstadtidyll der Eltern? Adidas im Partnerlook? Selbst die Geschiedenen spähen neidig auf die, die's geschafft haben: sich einen Mann zu krallen und geheiratet zu bleiben.

Ich danke der Unbekannten für ihr T-Shirt. Heiraten ist schon ok. Aber bitte auf Augenhöhe.
Wer mich jemals (abseits eines Londoner Polterabends, wo nichts peinlich ist) mit der Aufschrift "Braut", "Reserviert" oder "Am Ziel ihrer Träume" erwischt, der gewinnt meinen Ex-Ehering aus feinstem Weißgold.

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