16
Apr
2008

Das sagt man nicht!

Es wird immer schwieriger, die Klippen der politischen Inkorrektheit zu umschiffen. Ganz krass ist es ja in den USA. Da ist es sogar schon verpönt, "black coffee" zu bestellen. Gutmenschen sagen "coffee without milk", weil sich sonst der daneben stehende Afroamerikaner (wodurch eigentlich?) auf den Schlips getreten fühlen könnte.

Bei uns führt die Sprachkorrektheit zu vergleichsweise harmlosen Persönlichkeitsspaltungen, wie ich jüngst im Internet gelesen habe: Als "LebensberaterIn" bezeichnet sich da eine Dame mit Betonung auf dem Binnen-I.

Ob sie Migrationshintergrund hat, geht nicht klar hervor. Früher sagte man "Ausländer", aber das würde ja sogar das bildungsferne Prekariat verstehen. Und wer will das schon.

"Migrationshintergrund" klingt zugegebenermaßen besser. Da denkt man doch sofort an authentische Landschaft bis zum Horizont, durchsetzt von fröhlich hopsenden Volkstanzgruppen.

Auch "bildungsfern" zergeht geradezu auf der Zunge und hinterlässt einen Nachgeschmack von zufälliger Distanz, von ländlicher Idylle ohne aufgezwungene PISA-Standards.

Was unsere Sprache durch 160-Zeichen-SMS an Komplexität zu verlieren droht, gleicht die politische Korrektheit mit der ihr innewohnenden Poesie aus.

Mich als deutschnahe SchreiberIn freut das irgendwie.

Alltag
Maennerversteherin
Mama
Reiselust
Sentimental
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren