2
Apr
2008

Was wirklich wichtig ist

Mütter, seltener auch Väter, die von Magazinjournalisten gefragt werden, wie es ihnen denn so gehe, stammeln einhellig Sätze wie diese:

Die Geburt meines Sohnes / meiner Tochter hat mich mehr geprägt als alles andere.
Erst seither weiß ich, was wirklich wichtig ist im Leben!


Regelmäßig frage ich mich bei der Lektüre dieser Ergüsse, wie man sein Leben in der Blüte seiner Jugend so gestalten kann, dass es noch unwichtiger ist als schmutzige Wegwerfwindeln und angesabberte Still-BHs.

Offen gestanden: Auch ich weiß erst seit der Geburt meiner Tochter, was wirklich wichtig ist.
Und komme (fast) täglich zu dem Schluss, dass das Leben mit Kind ein ganz o.k. Ersatz dafür ist.

12
Mrz
2008

Schuhausflug

Anlässlich des Weltfrauentages durften sie alle einmal raus:

Schuhe

60 Paar Schuhe und Stiefel, ich hatte weniger geschätzt.
Einige haben den Weg in die Humanabox gefunden.
Nicht alleine natürlich.

Meine Lieblingsmeldung zum diesjährigen Frauentag kommt übrigens von ... Angelika Hager.
Auf die Frage, was sich für Frauen verbessern sollte, antwortet die Alleinerzieherin:
"Ich wünsche mir, dass ich bis 19.30 Uhr als Mensch gelte.
Und nach 19.30 Uhr wie eine Frau behandelt werde."

8
Mrz
2008

Horm und andere -one

Als mein Bruder in der Blüte seiner Jugend in die USA reiste, schenkte ihm mein Vater eine Zweitkarte seiner Kreditkarte. Bei einem Dollarkurs, wo man vor dem Kauf eines Pastramisandwichs seine Hausbank anrief, war das ein ziemlicher Vertrauensvorschuss.

Bald schon trudelte die erste Abrechnung bei meinen Eltern ein. BROADWAY LOVE stand groß und deutlich neben einem nicht unerheblichen Betrag. In Zeiten vor Google konnte man das vermeintliche Etablissement nicht so einfach im Internet finden. In Zeiten vor Triband Handys musste man mit dem Nachfragen auf die Rückkehr des Sohnes warten.

Jedenfalls stellte sich heraus, dass BROADWAY LOVE der erste Laden weltweit war, der künstliche Pheromone verkaufte. Mein Bruder roch nach einer Mischung aus Stall und schwulem Boxer, als er heimkam. Meine Eltern waren erleichtert.
Und ich zog aus.

7
Mrz
2008

Das Ei des Kolumbus

Nach längjährigen Studien am lebenden Objekt hat Workingmama herausgefunden, wie man jeden Mann willenlos machen kann. Ach, es ist so einfach. Dass wir da nicht früher draufgekommen sind.

Es braucht nicht mehr, als ihm in einem intimen Moment das Wort herauszulocken, das seine Mama damals benützt hat. Damals, als er vielleicht zwei, drei Jahre alt war. Und in der Badewanne mit seinem besten Stückchen spielte:
"Was hast du doch für ein/en süßes/süßen kleines/kleinen ... " oder auch
"Mit seinem ... spielt man doch nicht!"

Benützt das Wort, und er schmilzt wie Butter. Vor Sentimentalität. Oder ganz einfach, weil er wieder das warme Badewasser seine Lenden umspielen spürt.

Und wer weiß, was aus Amerika geworden hätte, wenn jemand herausgefunden hätte, wie dessen Mutter das Ei des Kolumbus nannte?

10
Feb
2008

Südafrika II: Garden Route

Sonntags fahren wir knapp 500 Kilometer Richtung Osten. (Das hat auf der Landkarte nach weniger ausgesehen.) Da wir an der Klimaanlage gespart haben, freuen wir uns über das regnerische Wetter. In Mossel Bay, dem ersten Ort der Garden Route, legen wir einen Stopp ein und suchen den Post Office Tree, die einzige, und historisch nicht belegbare, Sehenswürdigkeit außer einem bereits geschlossenen Museum. Der Post Office Tree ist ein 500 Jahre alter Baum, in dessen hohlen Stamm Seefahrer in einem Stiefel Botschaften aneinander hinterließen. Wir vertreten uns kurz die Beine und delektieren uns an einer deutschen Familie, die jede Bewegung des fetten Vaters fotografisch dokumentiert. Der Indische Ozean schlägt in der weitläufigen Bucht wilde Wellen und gibt uns einen Vorgeschmack auf die Tage an der Garden Route.

In Wilderness beziehen wir unser Zimmer im "The Dunes". Das ist ein einstöckiges Häuschen auf einer Düne voll blühender subtropischer Pflanzen, dessen Schweizer Besitzer vier Zimmer mit traumhaftem Meerblick vermietet. Bis zum Sonnenuntergang genießen wir einfach nur den Blick. Dann fahren wir zu "The Girls", einem Restaurant, von dem uns bereits in Kapstadt erzählt wurde. Es wird das beste Abendessen der gesamten Reise. Straußensteak in Pfeffersauce und ein sündhafter Schokoladekuchen. Alles, was an der Wand hängt, kann man kaufen, und ich erstehe drei kleine Masai-Masken. Nachts sitzen wir noch mit einer Flasche Spier's Half Sweet Wein auf der Veranda und suchen das Kreuz des Südens.

Am nächsten Morgen erwarten uns ein Stapel Pancakes, Toast und ein riesiger Teller Obst. Als wir mit Müh und Not alles verdrückt haben, will man uns "endlich Frühstück machen". Wir lernen die zweite Lektion: Es zählt eben nur, was warm ist und Ei enthält. Wir verweigern. Und machen statt dessen einen langen Spaziergang in der menschenleeren Bucht. Wir finden ein glitschiges fußballgroßes Ding, auf dem Wasserschnecken herumkriechen und beschließen, dass es hier Riesenmuscheln gibt.

Da wir etwas erleben wollen, empfiehlt man uns, über den Montagu Pass nach Outshoorn zu fahren. Der Pass entpuppt sich als 15 Kilometer lange schmale Schotterstraße, die vom Regen der letzten Tage unterspült ist. Einmal landen wir beinahe in einer Rinne von der Breite unseres Mietwagens Klasse Mini-ohne-Luxus. Outshoorn lebte in den 1920er Jahren vom internationalen Boom der Straußenfedern. Dieser ist aber lange vorbei und das merkt man auch. Wir verweigern den Kauf jeglicher Souvenirs in einem Geschäft, das halboffene Straußeneier mit ausgestopften Babystraußen ausstellt. Nächster Stopp: Plettenberg Bay, für zwei Tage. Das Nizza der Garden Route.



The Grand ist im Dunklen fast unheimlich, und die beiden Frauen, die F. umschwänzeln, wann immer ich den Tisch verlasse, ebenfalls. Das Zimmer aber ist genial - ein Bett, so hoch, dass man nur über Stockerln hinein kommt. Rote Plüsch-Sofas. Eine freistehende Badewanne vorm Fenster mit Blick auf den Ozean. Wir ordern an der Bar bei Silvester Mojitos, die er eigentlich nicht hat, und er will unser Trauzeuge werden. Auf der Veranda knistert der offene Kamin. Kein Sommerwetter. Am nächsten Tag besichtigen wir die Austernstadt Knysna und F. kann am Markt wieder einmal nicht an den Masken vorbei gehen...

Letzer Stopp an der Garden Route ist Cape St. Francis, ein kleiner Urlaubsort mit einem weißen Leuchtturm. Die 28 Meter Höhe machen F. bei der Besichtigung zu schaffen. Endlich wieder unten, besuchen wir noch das Pinguin-Spital gleich nebenan. Sechs Wochen dürfen gestrandete Tiere hier auf Kur sein, dann werden sie zur Kolonie auf eine vorgelagerte Insel zurück gebracht.
Statt eines Zimmers haben wir gleich ein ganzes Strandhaus bekommen. Inka, die Verwalterin, ist vor 26 Jahren aus Deutschland ausgewandert und schließt uns so ins Herz, dass sie jeden Tag mit uns frühstückt. Wir sagen nur, zu welcher Zeit wir essen wollen, und eine Köchin ist pünktlich da. Wir genießen die Zeit, obwohl der kalte Wind uns vom Schwimmen abhält.
Außerdem finden wir heraus, dass es keine Riesenmuscheln gibt. Nur Quallen.

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