8
Sep
2008

Über die Übelkeit

Wenn man in der 10. Woche ist, sagen alle, es endet in der 12.
Hat man die hinter sich gebracht, schauen sie mitleidig und sagen, bei manchen dauert es bis zur 16. Woche.
In der 16. Woche werden die Blicke verständnislos und sie fragen, ob es beim ersten Mal auch so schlimm war. (Nein.)
Und danach erntet man nur mehr ein Grinsen und: "Ich will dich ja nicht schrecken, aber meine Cousine hat auf dem Weg in den Kreißsaal das letzte Mal gek**zt."

Wie muss man sich Schwangerschaftsübelkeit vorstellen? Etwa so, als wäre im Magen ein aufgeblasener Ballon, und gleichzeitig rund um Magen und Speiseröhre ein metallenes Korsett. Egal, was man isst, man kann sich nich vorstellen, wo es Platz haben soll. Isst man jedoch nichts, nimmt der metallische Geschmack im Mund überhand und ruft Würgen hervor.

Was an der Sache erstaunlich ist: Weltweit werden pro Minute 150 Menschen geboren. Das bedeutet 80,5 Millionen Schwangerschaften jährlich. Wenn nur jeder zweiten Schwangeren nur zwei Monate lang übel ist, rennen in dieser Minute sechs Millionen Frauen aufs Klo...

Und da gibt es nichts dagegen?

Wären Männer betroffen, hätten sie sich bestimmt schon etwas einfallen lassen. So entwickeln sie lieber Botschaften für Außerirdische, skurrile Sportarten und Schweinsstelze für die Molekularküche.
Und wir Frauen vergessen, sobald es vorbei ist, wie schlimm es war, weil sich sonst selbst Maulesel häufiger vermehren würden als wir.

7
Sep
2008

Wo war Workingmama?

Sie ist mit ihrem kroatischen Lieblingsmann zusammen gezogen, hat in Kroatien und Dubai Urlaub gemacht, ihre Tochter beim Einstieg ins Gymnasium begleitet, endlich mit Yoga begonnen, einen Spanisch Konversationskurs belegt, ein Wochenende lang gesungen, und die ersten vier Schwangerschaftsmonate gut hinter sich gebracht.

29
Mai
2008

Zum Start von Sex & the City

Folgendes passiert, wenn man mit einer Freundin ins Kino gehen will, die in einer Bank arbeitet:

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To: xy@erstebank.at
Sent: 2008-05-29 15:27
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Der Text der Nachricht ist auf diesem Postsystem nicht zugelassen.
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Additional info:
The blocked string is: " sex "
The line is: in die Spätvorstellung von Sex and the City gehen?

24
Apr
2008

Sackhüpfen im Stadtschulrat

Wenn die Wiener Stadtschulrätin ein Lesefest mit Wettbewerb veranstaltet, und die Klasse der Tochter das Glück hat, teilnehmen zu dürfen, dann trainiert man doch gerne dafür. Schließlich gibt es Bücher zu gewinnen, und Klassenehre zu verlieren. Einen Nachmittag lang arbeiteten wir uns daher durch das Buch "Drachen machen starke Sachen". Füllten Fülltext aus, brachten Sätze in die richtige Reihenfolge und beantworteten Fragen wie diese:

"Warum ertönte ein gellender Schrei?"

"Wie kamen die drei Männer ins Schloss? Erzähle."

"Wer sorgte sich um wen?"

Das Kind ist pubertär schlecht gelaunt und die Mutter fragt sich, warum die Klasse nicht mit demselben Aufwand Harry Potter, also wenigstens Weltliteratur liest. Abends kann das Kind nicht einschlafen, weil es die Namen von Drachenbabys memoriert, um im Falle einer Einzelbefragung nicht bloßgestellt zu werden. Beim Frühstück ist nichts anzufangen mit dem gekämmten Kind, und auf dem Schulweg schon gar nicht.

Abends dann meine Frage: "Und, was habt ihr wissen müssen?"

"Nichts. Es war nur Sackhüpfen."

"Wie bitte? Was hat denn das mit dem Buch zu tun?"

"Im Buch kommt ein Sack Erdäpfel vor."

Um-die-Ecke-denken ist ja durchaus auch eine lernenswerte Fertigkeit.

16
Apr
2008

Das sagt man nicht!

Es wird immer schwieriger, die Klippen der politischen Inkorrektheit zu umschiffen. Ganz krass ist es ja in den USA. Da ist es sogar schon verpönt, "black coffee" zu bestellen. Gutmenschen sagen "coffee without milk", weil sich sonst der daneben stehende Afroamerikaner (wodurch eigentlich?) auf den Schlips getreten fühlen könnte.

Bei uns führt die Sprachkorrektheit zu vergleichsweise harmlosen Persönlichkeitsspaltungen, wie ich jüngst im Internet gelesen habe: Als "LebensberaterIn" bezeichnet sich da eine Dame mit Betonung auf dem Binnen-I.

Ob sie Migrationshintergrund hat, geht nicht klar hervor. Früher sagte man "Ausländer", aber das würde ja sogar das bildungsferne Prekariat verstehen. Und wer will das schon.

"Migrationshintergrund" klingt zugegebenermaßen besser. Da denkt man doch sofort an authentische Landschaft bis zum Horizont, durchsetzt von fröhlich hopsenden Volkstanzgruppen.

Auch "bildungsfern" zergeht geradezu auf der Zunge und hinterlässt einen Nachgeschmack von zufälliger Distanz, von ländlicher Idylle ohne aufgezwungene PISA-Standards.

Was unsere Sprache durch 160-Zeichen-SMS an Komplexität zu verlieren droht, gleicht die politische Korrektheit mit der ihr innewohnenden Poesie aus.

Mich als deutschnahe SchreiberIn freut das irgendwie.

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