20
Okt
2008

Themenwechsel

Neulich in der Bodega kam das Gespräch auf Patchworkfamilien.
Neben mir an der Bar: die achtjährige Tochter C. des Lokalbesitzers.
Sie hat zwei ältere Halbgeschwister und ist daher, wie ich dachte, mit der Materie vertraut.

C. deutet auf meine Begleitung: Ist er der Papa vom Baby in deinem Bauch?
Ich: Ja.
C.: Und deine Tochter, wo ist die? Zuhause?
Ich: Ja!
C.: Alleine?
Ich: Nein.
C.: Wer passt auf sie auf?
Ich: Sie ist bei ihrem Papa.
C. wirft einen fragenden Blick auf mein Date.
Pause.
C.: Warum hat sie jetzt einen neuen Papa?
Ich: Sie hat keinen neuen Papa. Nur ich habe einen neuen Mann.
Pause.
C.: Kennst du Stabheuschrecken?

10
Okt
2008

Neun Stunden

Naturgemäß ist das eine Zeit, wo man auch über die erste Geburt vor knapp elf Jahren nachdenkt. Meine Tochter wollte ganz genau wissen, wie das war. Sie wurde per Not-Kaiserschnitt geholt, weil sie ihr Köpfchen falsch gedreht hatte und stecken geblieben war.

"Das war gegen Mitternacht. Ich habe dich kurz gesehen und dann haben sie dich ins Kinderzimmer gebracht und mich auf die Bettenstation. Wenn ich jetzt nachrechne... wir waren dann neun Stunden getrennt! Eine Frechheit eigentlich!", erzähle ich ihr.

Bevor ich über diese unaufholbare, unwiederholbare Zeit sentimental zu werden drohe,
schneidet sie mir das Wort ab:
".....Dann ziehe ich eben neun Stunden später aus......"

7
Okt
2008

In mir steckt ein Held

Auf dem Befund vom Organscreening-Ultraschall steht schwarz auf weiß:
"Genitalien gesehen (m)".
Also ein Bub!

Wenn man schon im Riesenkrankenhaus ist, nützt man die Gelegenheit und schaut beim Arzt vorbei. Dieser ist leider die nächsten zwei Stunden im OP. Der Vertreter bittet einen herein, blättert im Akt und meint: "Also, wenn Sie einen Kaiserschnitt wollen, dann machen wir einen Termin. Wenn Sie Ihr Kind durch die Scheide bekommen wollen, dann müssen wir noch viel reden."

Beim letzten Satz macht er mit den Händen vor seinen Genitalien (m) Abwärtsbewegungen und dazu ein angewidertes Gesicht. Was er sagt, klingt wie, "Wenn Sie Ihr Kind durchs linke Nasenloch pressen wollen, bitteschön, ich kann sie auch nicht hindern..." oder auch "Sie können sich natürlich auch in eine Toga wickeln, aber der heutigen Mode entspricht das nicht..."

In den letzten zehn Jahren habe ich geburtskulturell offenbar einiges verschlafen.

22
Sep
2008

Milch und Latex

Letzte Woche habe ich mich in die Hände der TCM-Ärztin meines Vertrauens begeben. Die Idee war, dem ständigen Brechreiz mit chinesischen Beschwörungsformeln den Garaus zu machen.

Da lag ich also im durch Paravents unterteilten Behandlungszimmer, eine weiche Decke über die Beine gebreitet, der Meditationsmusik lauschend. Die Ärztin fühlte meinen Puls, betrachtete meine Zunge und aktivierte meine Chakren.
"Zwei Wochen keine Milch, keine Milchprodukte, auch nicht Schaf und Ziege", befahl sie dann. "Sie haben sich die Milz seit Sie schwanger sind ja total mit Topfen zugepappt. Deshalb haben Sie auch keine Lust auf Süßes." Ich überlegte, wo meine Milz ist, und wie sie wohl in Topfen aussieht.

Die Ärztin malte noch sieben grüne Punkte auf meine Beine, ließ die Sprechstundenhilfe Laserakupunktur à la Malen nach Zahlen machen, und begab sich zur nächsten Patientin. Natürlich konnte ich alles mithören.

"Zwei Wochen kein Latex!" Schweigen. "Wissen Sie eh, was das ist? Gummihandschuhe, Gartenstiefel und so." Die Patientin, kleinlaut: "Ich kenn das nur von Kondomen..."
"Ja, die auch nicht", befahl die Ärztin.
Na dann passen Sie bloß auf Ihre Milz auf, wollte ich der Dame gerne als Rat mitgeben.

10
Sep
2008

Die Milka-Minute

Das mit den Essiggurken mit Schlagobers stimmt übrigens nicht. Wahr ist vielmehr, dass man versucht, den permanenten Metallgeschmack in Mund und Rachen mit extremen Geschmacksrichtungen zu übertönen. Meist klappt das nur mit einer Art, also entweder scharf oder salzig oder süß, alles andere verstärkt das Gefühl der rostigen Nägel im Hals nur noch.

Bei mir war's salzig. Ganze sieben Wochen lang konnte ich nichts Süßes oder Gezuckertes anrühren. Ich befand mich im Traumzustand jeder diätwilligen Frau!
Bloß nahm ich trotzdem stetig zu.

Und für jemanden, der die Nachspeise normalerweise als Pflichtprogramm betrachtet, ist unwillkürliche Süßspeisenverweigerung eine klare Einbuße an Lebensqualität. Es endete so, dass Workingmama gierig auf Momente lauerte, in denen der Gedanke an Zucker statt Ekel nur Gleichgültigkeit hervorrief. Solche Momente gab es manchmal. Eine Tafel Schokolade lag dafür immer bereit. Aber leider...:
Die Milka-Minute reichte nie aus, um sie auch nur zu öffnen.

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