Sentimental

6
Apr
2006

Bitte nicht berühren

Es gibt solche Tage. Nein, ich lamentiere jetzt nicht über die bösen Hormone. Es gibt einfach solche Tage, da will man in ihrem eigenen Interesse keinen Mitmenschen begegnen und schon gar nicht mit ihnen reden müssen. Aufgrund eines nicht authorisierten universalen Planes sind das die Tage, die schon vor dem ersten Kaffee ein langweiliges Meeting vorsehen, während dessen Verlauf sich einem die Zehennägel aufrollen, wenn man nur daran denkt, was man alles Sinnvolleres erledigen könnte.

Es gibt solche Tage, da denkt man scharf nach, was einem eigentlich über die Leber gelaufen ist und findet es nicht heraus. Es geht noch nicht einmal alles schief. Da gibt es auf Anhieb einen legalen Parkplatz, jemanden, der einem die Bürotür öffnet (sodass man ausnahmsweise nicht um den Block laufen muss), und beim Bäcker noch Pinzen, wenn man sie braucht.

Es gibt solche Tage, wo man eine nett gemeinte Einladung ausschlägt, weil man sich niemandem zumuten möchte. (Und weil man abends damit beschäftigt sein wird, seine Zehennägel wieder flach zu klopfen.)

2
Apr
2006

Männerknacken

Als P. und ich zusammen waren, war seine Kennmelodie auf meinem Handy ein Tango. „It takes two to tango“, dachte ich mir beim Speichern. Niemand anderer bekam diesen Klingelton.
Als P. und ich nicht mehr zusammen waren, ordnete ich den Tango allen Männern in meinem Handy-Telefonbuch zu.
Letzte Woche hat P. zweimal angerufen. Ich meldete mich mit Nachnamen und er war beleidigt: „Erkennst Du nicht, wenn ich Dich anrufe?“
Nein. Tut mir leid, Du bist einer von vielen.

Dann kam P. zu mir ins Büro, um seinen Laptop zu holen. Erzählte mir aus seinem Leben und wo er nicht überall meinen weisen Rat befolgt hätte. Fand es schade, dass wir so wenig zum Plaudern kommen. Schlug mir vor, ihn abends noch anzurufen, nach dem Geburtstagsfest seines Sohnes.
Nein. Tut mir leid, Du bist keiner von denen.

„Jetzt hast du ihn geknackt“, meinte der Mann, der sich fürs einzig wahre Blumengeschäft in den Nachmittagsstau stellt.
Nein. Tut mir leid, das glaube ich nicht. Und das will ich auch nicht mehr.
Schade irgendwie.

30
Mrz
2006

Du kennst mich

Du kennst mich
rastlos suchend
Siehst stets was mir verborgen bleibt
Gibst meiner Sehnsucht Flügel
Damit ihr Schlag die Angst vertreibt

Du kennst mich
ohne Tarnung
Durchmisst mein Seelenlabyrinth
Schenkst einen Blick der Ruhe
Und was zu Ende schien, beginnt

Du kennst mich
tausend Leben
Holst auf den Boden mich zurück
Wenn zweifelnd, zagend, zornig
Ich blind bin für dies´ größte Glück

(c) KV98

29
Mrz
2006

Si tacuisses

Viele Leute kennen die Bräutigamseiche in Eutin in Schleswig-Holstein. Ich kannte sie bis gestern nicht.
Da war ich im Berliner Museum für Kommunikation in der Ausstellung "liebe.komm" und las erstmals davon.

Einem Astloch dieser Eiche verdankten zwei Liebende 1891 das Happy End für ihre Beziehung (damals gleichbedeutend mit der Eheschließung). Denn dieser Briefkasten war zwar tot, die gegenseitigen Gefühle aber waren sehr lebendig und fanden in intensiver Korrespondenz ihren Niederschlag. So lange, bis der Vater der Braut endlich kapierte, dass sein Veto gegen diese Hochzeit sinnlos war.

Heute hat der Baum eine eigene Postadresse samt Zusteller, und ist der einzige Ort, wo das Briefgeheimnis nicht gilt: Jede(r) darf Briefe aus dem Astloch fischen und eine(n) Absender(in) nach Wahl heiraten. Find ich nett.

Noch netter ist der Brauch, dass Mädchen bei Vollmondschein schweigend und ohne zu lachen (!) dreimal um den Baum gehen und dabei an ihre Geliebten denken, um eine Heirat innerhalb eines Jahres sicherzustellen.

Wer mich kennt, weiß, dass es bei mir damals wohl anders geklappt haben muss.

24
Mrz
2006

Zur Abwechslung: Schweigen

Mein schönstes Gedicht?
Ich schrieb es nicht.
Aus tiefsten Tiefen stieg es.
Ich schwieg es.


(Mascha Kaléko)

Log

Kerzenlicht in Simmering, und beinahe wären wir über den Zaun geklettert, auf den Zentralfriedhof.
Nach Grenzen überschreiten war uns. Also haben wir einander in die Seele geschaut. Mir gefiel, was ich sah.

22
Mrz
2006

Verrücktes Herz

Das Schicksal will es, dass ich mit P.s persönlicher Assistentin eng befreundet war und bin. Es will weiters, dass sie gerne kocht und mich regelmäßig ins Allerheiligste einlädt, wenn er auf Dienstreise ist. So auch gestern. Umgeben von P.s ausgelatschten Reserveschuhen, den Fotos von seinem Sohn und dem kleinen Glasherz, das ich ihm zum Geburtstag geschenkt habe, nahm ich Pasta mit Olivensauce zu mir. Und widerstand der Versuchung, Kaugummi an der Unterseite des Schreibtisches zu platzieren. Stattdessen verrückte ich, als die Assistentin nicht hinschaute, das Herz so, dass er es bemerken muss, wenn er am Freitag aus Berlin zurückkommt.

Wie du mir, so ich dir.

20
Mrz
2006

Blinde Flecken auf der Landkarte

Verliebt… war ich schon an vielen Orten. In Venedig an der Rialto Brücke. In Paris, im strömenden Regen vorm Musée d’Orsay. In Warschau und in Montreux, in Kufstein und am Gardasee. Natürlich auch in meiner Heimatstadt. La Créperie, Pizzeria Francesco, Café Oberlaa, sie alle mussten schon mal herhalten fürs Händchenhalten, mindestens.
Das Problem ist, dass diese Orte dann geprägt sind: Ist die Liebe weg, will ich für eine Weile nicht daran erinnert werden, und meide sie.

Kürzlich habe ich einem Mann für ein abendliches Glas Wein ein Lokal vorgeschlagen, das genau in der Mitte des Weges zwischen unseren Wohnungen lag. Er lehnte mit der Begründung ab, dass es sich um das Stammlokal seiner Ex handelt. Verständnisvoll wollte ich auf das Café gegenüber ausweichen. „Ich möchte nirgends in der Gegend hingehen, wo sie wohnt.“ Schließlich trafen wir uns beim Italiener nächst seiner Wohnung, bei dem ich damals mein erstes Date mit P. hatte. Der Stolz verbot mir, das zu erwähnen. Und ich stellte fest: Halb so schlimm.

Wer kommt mit nach Venedig?

18
Mrz
2006

eigentlich wollte ich

eigentlich wollte ich
es absichtslos übersehen
dich lächelnd missverstehen
vortäuschen ich könnte
dem ganz einfach entgehen
nur warum sollte ich
genau deshalb lieb ich dich

8
Mrz
2006

Katie on my iPod

First of all must go your scent upon my pillow
And then I'll say goodbye to your whispers in my dreams
And then our lips will part in my mind and in my heart
'cause your kiss went deeper than my skin.

First of all must fly my dreams of you and I
There's no point of holding on to those
And then our ties will break for your and my own sake
Just remember this is what you chose.

I'll shed like skin our memories of lazy days
And fade away the shadow of your face.

Piece by piece is how I'll let go of you
Kiss by kiss will leave my mind one at a time
One at a time.

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