1
Jun
2007

Der Preis der Sauberkeit

"Das ist meine Enkelin, sie ist sehr lieb, aber vom Haushalt hat sie keine Ahnung", wurde ich feierlich vorgestellt. Meine Großmutter hatte sich in den Kopf gesetzt, mir die polnische Putzfrau Reinigungsdame mit Migrationshintergrund ihrer besten Freundin zu vermitteln. Für eine Generalreinigung einmal im Monat.

Damit begann eine Geschichte voller Missverständnisse.
Marta* tauchte schon beim ersten Termin nicht auf. Und das wurde zur Gewohnheit. Nach vier Monaten hatte ich sie immerhin so weit, dass sie anrief und absagte (abwechselnd wegen Migräne und Zahnarzt). Einmal erschien sie doch, hauptsächlich, um meiner Cowparade-Kuh ein Bein abzubrechen. Abgesehen davon verstanden wir uns bei den sporadischen Zusammentreffen ausgezeichnet. Zu Weihnachten brachte sie polnisches Konfekt mit, und kurz später erzählte sie begeistert, sie werde bald heiraten. Als ich ihr zum genannten Termin eine Vase überreichte, brach sie in Tränen aus und schluchzte, sie habe gar nicht geheiratet und ob ich ein Kleid brauche. Der Bräutigam, so habe sich herausgestellt, war nämlich bereits verheiratet.
Kurz darauf verschwand sie und meldete sich nie wieder.

Da ich inzwischen an eine professionelle Badezimmerreinigung pro Quartal gewöhnt war, bat ich Margareta* um Hilfe, auf Empfehlung der Nachbarin meiner Mutter. Auch Margareta hielt nichts von fixen Terminen und rief mich ab und zu an, um ihren Besuch anzukündigen. Sie kam dann auch verlässlich und entschied selbst, was in der Wohnung zu tun war. Einmal bat ich sie, etwas zu bügeln, woraufhin sie alle bedruckten T-Shirts meiner Tochter mit Einstellung "Leinen" misshandelte und mir beim folgenden Termin sagte, sie hasse Bügeln.

Die nächste hieß Agatha* und war vom Pech verfolgt. Eine Wanduhr, ein Gipsengel, eine Obstschale aus St. Maarten, ein Muttertags-Kühlschrankmagnet und ein Mobile segneten nacheinander das Zeitliche. Eines Tages überschüttete Agatha sich selbst sowie alle meine Badesachen, Mäntel, und was sonst noch im Umkreis von fünf Metern war, mit unlöslichem weißen Lack. Unsere Beziehung erfuhr dadurch einen leichten Knacks, aber nach einer Funkstille von zwei Monaten fanden wir wieder zueinander - wohl aus Bequemlichkeit.

Und nun, da mir das Spiel Was-ist-diesmal-kaputt Spass macht, eröffnete mir Agatha vergangene Woche, dass sie nicht mehr kommen könne. Sie werde aber ihre Schwägerin schicken, deren Name gänzlich unaussprechlich ist.

Ich putze schon mal vorsorglich das Bad.


*Namen von der Redaktion nicht geändert

Alltag
Maennerversteherin
Mama
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