Maennerversteherin

23
Mrz
2006

Es ist was es ist

Es ist ein archaisches Gefühl: Vom Stammesältesten / Druiden / Medizinmann / Arzt mitleidig von oben herab betrachtet zu werden und zu hören, Was Sie haben, ist sehr sonderbar. (Der Stammesälteste pflegte übrigens leicht zu lispeln, das aber nur am Rande.)

Ein Urinstinkt befahl mir gestern in ebendieser Lage, nachzufragen, worum es sich denn handeln könne. Umso mehr, als ich mich eigentlich ganz fit und im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte fühlte. Die TCM-Ärztin meines Vertrauens wurde nur noch kryptischer. Sie befragte mehrere Bücher und verschrieb mir schließlich eine Drei-Wochen-Kur mit Kräutern, die in China nur in jedem 723. Jahr des Drachens geerntet werden.
Bei Vollmond, versteht sich.

War es etwa ein Fehler gewesen, just während der Pulsdiagnose an den Mann zu denken, dessen Augen die Farbe der Karibik im Januar haben?

16
Mrz
2006

Carrie(d) away

Gestern um 23.23 Uhr hat ein Mann am anderen Ende ins Telefon gehaucht, "Als du das erste Mal vor mir über Sex and the City geredet hast, habe ich mich für zehn Sekunden in dich verliebt."

Ich erinnere mich: Vor einem Jahr hatte ich von einer Autofirma den Auftrag, ihren Kleinwagen im Schreibstil von Carrie Bradshaw zu bewerben. Ein verbaler Spagat. Wahrscheinlich habe ich damals bei jeder Gelegenheit lautstark über die Marketingdame geschimpft, die sich sowas einfallen lässt. War das irgendwie sexy?

Und ich komme nicht umhin, mich zu fragen:
Was nützen einem schon zehn Sekunden?

10
Mrz
2006

< hymne >

Dieser Eintrag ist dem Mann gewidmet, der seinen Kaffee so trinkt wie ich. Das Leben hat ihn mit einer Menschenkenntnis vom Kaliber seines fahrbahnfüllenden SUV ausgestattet, und beide hatte er dabei, als er mich gestern abholte. Im Livingstone, bei exquisiten Filetsteak begleitet vom besten Wein, den die Karte hergab und der Kellner versteckte, traf er abendfüllend die richtigen Worte und war noch dazu amüsant.

Das Tüpfelchen auf dem I war aber der dreifache Capuccino von Starbucks, mit dem er heute im Büro aufkreuzte und für den er eine angefangene Stunde in der innerstädtischen Tiefgarage in Kauf genommen hatte.
Ich habe ihm eine Erwähnung in meinem Blog versprochen.
Voilà. Er hat es sich verdient.

< / hymne >

9
Mrz
2006

Ungoogle My Heart

Obwohl ich noch keine Excel-Liste brauche, um den Überblick über meine Exmänner zu bewahren, lohnt es doch, einmal zu recherchieren, was aus dem einen oder anderen geworden ist.

Ganz oben auf der Liste der beruflich Erfolgreichen stehen der hierorts schon erwähnte Anwalt, der Internist und der Finanzmarktexperte. Auch der Architekt hat den Sprung in die Selbstständigkeit geschafft, wenn auch versehen mit dem Familiennamen seiner Frau. Im Privatleben schaut’s freilich nicht so gut aus. Die drei Erstgenannten blieben (na ja, meines Wissens) nach mir single, so groß war der Schock. Einer brauchte gar zwei Monate Aufenthalt in Marrakesch, um den notwendigen „inneren Wandel zu vollziehen“.

Den besten Griff hatte ich wohl mit zarten 16. Meine Jugendliebe lebt seit Jahren mit seiner Freundin zusammen und plant gerade das dritte Kind. Auch im Job läuft’s gut.

Dann wäre da noch der Studienkollege, dessen Mutter uns Tee servierte, als wir im Kinderzimmer gerade die Satinbettwäsche ausprobierten. Laut Google hat er es zum Betreiber eines Online-Forums für Flipperfreunde gebracht.
Nicht zu vergessen der knackige Keyboarder, der Gerüchten zufolge seine Ex-Tante ehelichte (nachdem sich sein Onkel von ihr scheiden ließ) und seinem Berufswunsch, in einer Band zu spielen, noch mit 40 folgt.

Schließlich gab es noch einen, den kann ich leider nicht googeln.
Weil er mit Nachnamen so heißt wie eine weltweite Fastfood-Kette.

8
Mrz
2006

Alchi-Mist

Dazu fällt mir eine Geschichte ein.
Sie trug sich in einer kalten Novembernacht B.B. (before blog) zu. Ein Gentleman hatte mich nach einer Party zu meinem Auto begleitet und sich noch kurz auf den Beifahrersitz gesetzt, obwohl mangels Standheizung bzw. Verliebtheit keine Hoffnung auf Körpererwärmung bestand. Das Gespräch war (trotzdem? deshalb?) angeregt und anregend. Schließlich kritzelte er etwas auf die Party-Einladung und klemmte sie mir "für später" hinter die Blendschutz-Klappe. Beim Aussteigen gab er mir den Auftrag, Seite 99 in Paolo Coelhos Alchimisten zu lesen, dann würde ich verstehen, worauf er im Leben wartet.

Wer jetzt nicht nachschauen gehen will oder dieses Buch noch nicht 7x geschenkt bekommen hat, dem sei mit dem Hinweis geholfen, dass es dort um die schicksalhafte Begegnung von Mann und Frau, im konkreten Fall an einem Brunnen, geht: "(...) Und wenn diese Menschen einander begegnen und ihre Augen sich finden, dann (...) gibt es nur noch (...) diese absolute Gewissheit, dass alle Dinge unter der Sonne von der gleichen Hand aufgezeichnet wurden, von der Hand, (...) die eine Zwillingsseele für jeden Menschen vorgesehen hat (...)."

Daheim las ich, was auf der Einladung stand: "Es war wunderschön, Love in Paris an Dir zu bewundern, Dein helles Lachen zu spüren und in Deine Locken einzutauchen."

Das fand ich viel schöner.

4
Mrz
2006

Wahre Frauensolidarität

Es war gar nicht so spät und wir waren gar nicht so betrunken. Wir waren nicht einmal "Mädels unter uns".
Als uns die Idee für ManLog kam: eine Online-Datenbank, in die man alle Informationen über Exfreunde und Exmänner eingibt, die für die folgende(n) Frau(en) von Relevanz sein könnten.

Also etwa: Nasenbohrer (ja/nein/beim Autofahren), Blumenschenker (ja/nein/Valentin), Einrichtung (elegant/verbesserungswürdig/Augen-zu-und-durch), Unterwäsche (String/Feinripp/Boxer), Verhalten beim Shopping, Körperbehaarung, Einkommen, sonderbare Angewohnheiten, frühere Therapien, notwendige Therapien, Kinder, Risiken und Nebenwirkungen.

In einer kalten Märznacht war in meiner Wohnung der "Beipackzettel für den Mann" geboren.

Natürlich wollten wir uns sofort die Domain sichern. Aber manlog.com ist leider bereits vergeben: An eine Informatiker-Expertengruppe mit Sitz in Paris, unweit von jenem Hotel, in dem ich mit P.(*) letzten Sommer wunderschöne Tage verbracht habe.

(*) ja/ja/elegant/ja/kooperativ/nein/in Ordnung/ja/k.A./k.A./ja/ja

28
Feb
2006

Schafes Käse

Ein Anwalt ergibt den nächsten, und so hatte ich gestern erneut ein paar Stunden Zeit, diese Spezies zu genießen. Ein Schulkollege hat sich vor einem Jahr (paradoxerweise) auf dem Spezialgebiet Mergers & Acquisitions selbstständig gemacht. Wann immer wir uns bei viel gutem Wein treffen, ist der Andere ein beliebtes Diskursthema. Denn die beiden verbindet außer dem Beruf auch das Musikstudium, die gemeinsame Konzipientenzeit, die Freude an Kammermusik sowie eine fallweise Gravitationsbewegung in Richtung einzelner meiner Körperteile.

Vom Gestrigen erfuhr ich diese Geschichte: Der Andere war einst in weiblicher Begleitung auf Wiens Hausbergen unterwegs. Sie kamen an eine Hütte von Pfefferkuchen fein und wollten sich mit Molkereiprodukten laben. Da machte sie den Fehler, Schafskäse zu bestellen. Das "s" in der Wortmitte beleidigte sein Ohr derart, dass er an Ort und Stelle den Kontakt zu ihr abbrach.

Überraschen konnte mich diese Story nicht, denn auch mir ist einmal bei einem Telefonat mit ihm dieses Unwort herausgerutscht, wie ich mich erinnere. Er verbesserte mich damals umgehend: "Schafkäse! Ohne S! Oder sagst du etwa auch Kuhskäse?"

Kusskäse?, grinste der Gestrige verschwommen, und ließ Worten Taten folgen.

26
Feb
2006

In einem früheren Leben

... war ich mit einem flötenspielenden Anwalt liiert, der mein Herz mit einem Melanzaniauflauf und einem Buch von Robert Gernhardt eroberte. Von ihm lernte ich, was ein French Letter ist und wie man die einzelnen Instrumente aus Konzertaufnahmen heraushört. Der Belagerungszustand endete, als ich seine großmütige Kleinkariertheit nicht mehr ertrug - und er nicht die Tatsache, dass ich Haydns Hauptwerke nur unvollständig aufzählen konnte.

Wir verbrachten ein Wochenende im Ferienhaus seiner Eltern an einem Kärntner See. Ohne Sonnenkappe auf dem Kopf und Autoschlüssel in einer Plastikbox um den Hals war er nicht ins Wasser zu kriegen, und schwimmend philosophierte er über den Unterschied zwischen den Wortendungen "-fähig" und "-bar" (wahrscheinlich das intimste Gespräch, das wir je führten). Zwei Stunden später zog ich zu meinem Ex-Mann, der zeitgleich im Hotel am anderen Ufer weilte. Der hatte noch wenigstens den Anstand, nackt zu schlafen.

Nach einem Jahr Funkstille habe ich diesen Anwalt gestern in seiner neuen Kanzlei besucht. Anerkennend festgestellt, dass die grünen Borten des Sisalteppichs perfekt zu den Stühlen passen und ehrlich darüber gelacht, dass er die Bibliothek am Ende des Ganges gewohnt wortwitzig "die indische" nennt. Statt des angebotenen Orangensafts den besten Weißwein aus dem Kühlschrank gefischt und seinen damals bei mir vergessenen Ralph Lauren Schal nicht retourniert. Innerliche Befriedigung gespürt, dass nach wie vor "eine Bekannte" in jedem zweiten Satz von ihm vorkommt, ich aber nicht mehr auf der Liste DIESES Beziehungsunfähigen stehe.

20
Feb
2006

Hirn mit Brataugäpfeln

Nach einer Ballnacht mit dem Betreiber einer Online-Plattform für Handymastgegner bin ich über neueste Studien bestens informiert. Diese belegen, dass die von einem Handy ausgehenden Mikrowellenstrahlen das Wasser im Augapfel erhitzen, was wir aber nicht spüren, weil wir dort kein Wärmeempfinden haben.
Gebratene Augäpfel sind daher die unmittelbare Folge langer Telefonate mit dem Mobiltelefon.

Ein wichtiger Mensch hat dieses Menü seit gestern abend auf der Speisekarte. Aus meinem kurzen Anruf wegen einer konkreten Frage wurde ein zweistündiges Gespräch über Gott und die Welt und auch sonst noch so manches.
Wissenschaftlich noch nicht erforscht ist, warum meine Augen glühten, obwohl ich vom Festnetz aus anrief.

3
Feb
2006

Das beste Stück

Den gestrigen Abend verbrachte ich an einer Bar, in Gesellschaft von zwei Freunden, Single-Männern knapp jenseits der Vierzig. Nach drei Drinks drehte sich ihr Gespräch um den männlichen Orgasmus und die weibliche Ignoranz diesem gegenüber.
(Anmerkung der Redaktion: keine)

Demgegenüber sei der weibliche Orgasmus (medial) bereits völlig abgelutscht.
Sie haben, meinten die beiden, eine ganz neue Nische entdeckt.
Und wollen nun das Volk in Theorie-Seminaren aufklären.

Kürzlich las ich, dass Haupt-Konkurrent Kabarettist Bernhard Ludwig ("Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit") seit seinem letzten Stück "Anleitung zum Herzinfarkt" an einem solchen laboriert...
Ich sag Euch was, Jungs, Garantien gibt's keine!

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