9
Nov
2006

Was wäre wenn

Besonders auf Reisen kann ich es nicht lassen, mich ständig in fremde Lebensumgebungen hinein zu denken. Fahre ich durch eine Wellblechsiedlung am Rand von Mexico City oder durch die Upper East Side in Manhattan: Egal, sofort stelle ich mir vor, wie es wohl ist, dort zu leben.
Natürlich habe ich in Wahrheit keine Ahnung. Trotzdem phantasiere ich mir einen Tagesablauf zusammen. Verarbeite die minimalen Einblicke, die ich erhasche: Die Satellitenantenne auf dem Dach der wackeligen Hütte, der alte Fernseher neben der Hängematte im Freien. Der Concierge in Uniform, die eingezäunte Privatschule. Was würde ich besitzen, was würde mir fehlen? Wie würde es sich anfühlen, kein anderes Leben zu kennen?

Auch zu Hause lässt es mich nicht los. Tausende Lebensentwürfe habe ich schon überlegt und wieder verworfen. Millionen Alternativen im Kopf durchgespielt. Es waren immer nur Sequenzen, wie aus dem Daumenkino.
Manchmal überfordert mich die Freiheit, die ich habe. Dann bin ich traurig, weil ich nur ein Leben habe und nur einen einzigen Weg durch gehen kann. Ich versuche, mich nicht auf die unendlich vielen Weggabelungen vor mir zu konzentrieren, sondern auf den Pfad, den ich durch meine bisherigen Entscheidungen angelegt habe.

Er hätte schöner sein können, verschlungener, mutiger.
Er hätte aber auch viel viel langweiliger sein können.

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