Maennerversteherin

7
Nov
2008

Vom Stier zum Ochsen

So umschrieb ein Freund den kleinen Eingriff, den er kürzlich vornehmen ließ, um es bei einem Quartett von Kindern zu belassen.

Erst schickt einen die Krankenschwester mit einem Becher aufs WC. Wenn's dort ein bisschen dauert, klopft schon der Nächste. An dem muss man dann mit gefülltem Becher und roten Flecken im Gesicht vorbei, und tun als wär nichts.

Man bekommt ein kesses Nachthemd, hinten offen. Der OP-Assistent rückt einem mit dem Nassrasierer zu Leibe. Nicht sexy.

Und schließlich der OP-Tisch: die Rache der Frauen für die Gynäkologie.
Die nächste Stunde zum Glück Dämmerschlaf. Danach eine Woche keine Jeans.


Ich konnte nicht umhin, die Geschichte einem Mann zu erzählen.
Bei den Details zur Schnittführung wand er sich derart auf dem Sofa, dass sich der entsprechende Eingriff bei ihm wohl bis auf weiteres erübrigt.

8
Mrz
2008

Horm und andere -one

Als mein Bruder in der Blüte seiner Jugend in die USA reiste, schenkte ihm mein Vater eine Zweitkarte seiner Kreditkarte. Bei einem Dollarkurs, wo man vor dem Kauf eines Pastramisandwichs seine Hausbank anrief, war das ein ziemlicher Vertrauensvorschuss.

Bald schon trudelte die erste Abrechnung bei meinen Eltern ein. BROADWAY LOVE stand groß und deutlich neben einem nicht unerheblichen Betrag. In Zeiten vor Google konnte man das vermeintliche Etablissement nicht so einfach im Internet finden. In Zeiten vor Triband Handys musste man mit dem Nachfragen auf die Rückkehr des Sohnes warten.

Jedenfalls stellte sich heraus, dass BROADWAY LOVE der erste Laden weltweit war, der künstliche Pheromone verkaufte. Mein Bruder roch nach einer Mischung aus Stall und schwulem Boxer, als er heimkam. Meine Eltern waren erleichtert.
Und ich zog aus.

7
Mrz
2008

Das Ei des Kolumbus

Nach längjährigen Studien am lebenden Objekt hat Workingmama herausgefunden, wie man jeden Mann willenlos machen kann. Ach, es ist so einfach. Dass wir da nicht früher draufgekommen sind.

Es braucht nicht mehr, als ihm in einem intimen Moment das Wort herauszulocken, das seine Mama damals benützt hat. Damals, als er vielleicht zwei, drei Jahre alt war. Und in der Badewanne mit seinem besten Stückchen spielte:
"Was hast du doch für ein/en süßes/süßen kleines/kleinen ... " oder auch
"Mit seinem ... spielt man doch nicht!"

Benützt das Wort, und er schmilzt wie Butter. Vor Sentimentalität. Oder ganz einfach, weil er wieder das warme Badewasser seine Lenden umspielen spürt.

Und wer weiß, was aus Amerika geworden hätte, wenn jemand herausgefunden hätte, wie dessen Mutter das Ei des Kolumbus nannte?

27
Jan
2008

Buddha macht jung

Samstagabend in der Little Buddha Bar. Dunkles Holz, roter Plüsch, türkis Stofflampen, Luster, ein goldener Buddha, Asia-Barock. D., M. und ich beobachten unfreundliche Barkeeper, rückenfreie Pailettenkleider, 10cm-Röcke über 20cm-Stilettos, rotgefrorene nackte Füße in Leoparden-Peeptoes. Ich denke an F. und dass die Liebe zwar seltsam, aber kein Spiel ist.

"You should be smiling", stupst mich ein Mittvierziger an. Erwischt. Smalltalk über die Bar.
"Is your bag real Luis Vuitton? I am from the Luis Vuitton police."
- "I bet you couldn't tell if it wasn't."
Thomas ist Schwede, arbeitet bei IBM und teilt inzwischen ungefragt den Plüschsessel mit mir.

"How old are you?" will Thomas wissen. Ich lasse ihn raten. Er fährt mit dem Daumen über meine Krähenfüße und schätzt: 38.
- "Minus one. But close", sage ich und drehe mich zu M.: "Der Typ hat mich drei Wochen älter gemacht. Wir gehen. Je. Tzt. So. Fort."
Doch M. wimperklimpert gerade Volker aus Köln an, dass ihr Grand Cosmo Wellen schlägt.

"The perfect age", lässt Thomas nicht locker.
"For what?", schnappe ich zurück.
"For everything."
Im Geiste beginne ich eine Aufzählung: Stricken lernen. Gemüsegarten anlegen.

"The perfect age of a woman is the man's age divided by two, plus seven. Ask any man!"
Ah, endlich was zum Bloggen.
"So you're sixty?", fragt die perfekte 37jährige.

"What? No!" "You are 27, aren't you?"
"37", kläre ich das Missverständnis auf.
"Oh... Well... THEN we have to go by the OTHER formula!"

"M., wir bleiben doch", zische ich und lege die geistigen Stricknadeln beiseite.
Ich möchte doch sehen, wie er da wieder heraus kommt.

28
Okt
2007

Klare Verhältnisse

Der Mann, der mir nachts in Gesicht husten darf, und ich spazierten kürzlich Arm in Arm durchs Mariahilfer Einkaufsviertel. Bei Condomi suchten wir Unterschlupf vor dem einsetzenden Nieselregen, kicherten über Pocket-Dildos und Sünden-Seifen, und begannen eine Diskussion über die korrekte Anwendung von Laya. Als sein Handy läutete.

Er hebt ab, lauscht und schreit dann mehrmals hinein: "Ja, wir sehen uns heute. Ich sagte: Ja, wir sehen uns heute." Mit entschuldigendem Blick in die Runde: "Er hält das Handy immer verkehrt herum." "Wie alt ist er denn?", fragt die verhinderte Tante-Emma-Ladenverkäuferin mitfühlend. "Vier", antwortet der Lebenseinschnittspartner, während er eine Packung Genoppte bezahlt.

"Gib mir mal die Mama!" ruft er ins Handy und fragende Blicke schwenken zu mir. Ich überlege kurz, mich hinter den aufblasbaren perfekten Männern zu verkriechen, verlasse dann aber doch erhobenen Hauptes das Geschäft. Dass das Schokoladegeschmack-Kondom in meiner Hand völlig zerdrückt ist, liegt nicht an der Verkäuferin, die es mir mit verschwörerischem Lächeln und einem geflüsterten "Viel Spaß" zugesteckt hat.

19
Okt
2007

23
Aug
2007

Braut

... Dieses Wort prangte kürzlich auf dem weißen T-Shirt einer Partybesucherin. Dazu muss man sagen, dass das Durchschnittsalter der Gäste mindestens beim Zweifachen des gängigen Pubertäts-Endes angesiedelt war.

Ich konnte nicht umhin, der Dame immer wieder auf den Busen zu starren. Braut? Ist sie etwa single und meint das sarkastisch? Nein, es war ernst. Was ich aus dem belämmerten Grinsen sowie den beständigen Versuchen, in der Ellenbeuge ihres Begleiters unterzukommen, schloss, wurde von der Gastgeberin bestätigt.

Wenig später wurde ich unfreiwillig Zeuge einer weiteren Heiratsanbahnung. Die knackige Über-40erin brachte gerade alle relevanten Informationen über sich selbst an den Single-Mann:
Ich habe keine Kinder, aber ich liebe meine Neffen. Der eine hat tatsächlich vor kurzem zu mir gesagt: "Tante, du bist doch so hübsch, warum mag dich keiner?"

Der Single-Mann wurde am nächsten Tag dennoch bei einem Drink mit ihr gesehen. Am übernächsten Tag aber ließ er verlauten, "Die will sofort wen zum Heiraten und Kinderkriegen. Ich bin nicht interessiert."

Was ließ uns Frauen so werden? Das Puppenhaus von Weihnachten 1975? Die Barbiehochzeit auf dem Bett der Volksschulfreundin? Das Vorstadtidyll der Eltern? Adidas im Partnerlook? Selbst die Geschiedenen spähen neidig auf die, die's geschafft haben: sich einen Mann zu krallen und geheiratet zu bleiben.

Ich danke der Unbekannten für ihr T-Shirt. Heiraten ist schon ok. Aber bitte auf Augenhöhe.
Wer mich jemals (abseits eines Londoner Polterabends, wo nichts peinlich ist) mit der Aufschrift "Braut", "Reserviert" oder "Am Ziel ihrer Träume" erwischt, der gewinnt meinen Ex-Ehering aus feinstem Weißgold.

25
Jun
2007

Was Frauen sollen

"Scharfzüngig, lieb, großer Busen"...
Workingmama durft mithören, wie eine Frau in einer Männerrunde beschrieben wurde. Das Zitat war die Antwort auf die simple Frage "Wer ist sie?" und stellte die Herren zufrieden, wie am einhelligen Nicken erkennbar war. (Die selbe Frage, in einer Damenrunde gestellt, würde wohl zu einer differenzierteren Auskunft führen: Alter, Beruf, Anzahl der Kinder, Haarfarbe - bei uns braucht es mehr, um ein Bild vor dem geistigen Auge herauf zu beschwören.)

Die Frau mit Zunge und Busen hatte zwei Wochen danach Gelegenheit, einen Teil der Männerrunde kennen zu lernen. Sie wurde höflich nach ihrem Beruf gefragt, aber im übrigen gab man sich mit den vorhandenen Informationen zufrieden. Was eventuell auch daran lag, dass die Herren soeben von einem einwöchigen Nur-Männer-Segeltrip zurückgekehrt waren und
- ans Schweigen gewohnt waren sowie
- über zwei der drei relevanten Körperteilen ohnehin schon alles gesagt war.


Die liebe Frau nutzte die Gelegenheit, herauszufinden, was drei Männer tun, wenn sie eine Woche auf den Weltmeeren gondeln. "Es ist ein Spiel mit Optionen", erfuhr sie. "Abends schauen wir die Mädchen an und denken, naja, wenn man Kroatisch könnte..." Im übrigen sei man mit gutem Alkohol und schlechten Schwulenwitzen ausgestattet. Die Frau weigerte sich, Kajüten und Bord-WC zu besichtigen.

Sie hörte den Gesprächen eine Weile mit dem festen Vorsatz zu, wegen der Hitze nüchtern zu bleiben, und ließ sich schließlich doch kroatischen Wodka namens Vigor einschenken.

15
Mai
2007

Kurztherapie

Er, morgens vorm Badezimmerspiegel:
Ich denke gerade... ich weiß schon gar nicht mehr, wie man Sex schreibt...

Sie: denkt sich, sie könnte jetzt sagen, Moment, du bist der, der gestern erst vom Urlaub im Süden zurückgekommen ist, und du bist der, der davor von einer Grippe geschüttelt in (meinem!) Bett gelegen ist und sich pflegen ließ. Du bist der, der mir nachts die Ohren voll gehustet hat, bis ich jetzt endlich auch krank bin, und trotzdem ins Büro muss, weil ich eine wichtige Besprechung moderiere, auf die ich mich wegen massivem Halsweh nur mangelhaft vorbereitet habe, und was krieg ich von dir statt Unterstützung, auch noch Vorwürfe!?!

Sie: überlegt sich, dass er darauf sicher eine Antwort wüßte, die Anlass für eine langjährige Paartherapie geben könnte, sofern man sich einigt, dass man einander überhaupt noch eine Chance gibt, trotz der offenbar so unterschiedlichen Ausprägung des Geschlechtstriebes sowie der entsetzlichen Gewohnheit, unter Zeitdruck den anderen beim Zähneputzen zusehen zu lassen.

Sie: stellt fest, dass hier die einmalige Chance auftaucht, einen Mann in eine Diskussion über die Grundlagen der Beziehung zu locken, deren Untiefen sich in spaßigen Sitzungen mit professionellen Beiständen über Jahre hinweg ausloten ließen.

Sie: nimmt einen Lippenstift, schreibt S-E-X auf seinen nackten Rücken und sagt,
"So!"

9
Mai
2007

Mars an Venus

Allegra unterhielt uns kürzlich mit köstlichen Mann-Frau-Gesprächen. Da möchte ich was beitragen, aus dem reichen Erinnerungsschatz. To be continued, fürchte ich.


Sie mitten in der Nacht: Wo gehst Du hin?
Mann_1: Ich habe vergessen, die Ringelblütencreme aufzutragen.


Mann_1, aus einer Loge der Oper ins Parkett hinunter blickend: Jeder zweite da unten hat eine Glatze. Ich bin der älteste von drei Brüdern und alle halten mich für den jüngsten! Weil ich mich streng basisch ernähre, habe ich die meisten Haare.
Sie: Ich dachte, das liegt an der Ringelblütensalbe?


Mann_2 beim ersten Date: Gehen wir mal ins Theater?
Sie: Ja, gerne.
Er: Ich habe am liebsten absurdes Theater. Die letzten fünf Jahre habe ich mich ja ein bißchen von der Umwelt abgeschottet... und selbst Minidramen geschrieben.
Sie: Aha, worüber?
Er: Eigentlich geht es immer ums Saufen und Kotzen. Mein Favorit handelt von zwei Arbeitern, die oberhalb einer Straßenunterführung einen LKW voll Birnenkompott entladen. *lacht* Dabei betrinken sie sich und schließlich kotzt der eine übers Geländer. Unten fährt in diesem Moment ein Autobus vorbei und drinnen sagt einer zu seinem Nachbarn: "An so heißen Tagen wie heute wünscht man sich doch Busse ohne Dach." *lachtnochmehr*


Mann_3: Ich würde gerne mit dir eine christliche Basisgemeinde gründen.
Sie: Oh, ich habe leider schon was anderes vor.

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