Mama

11
Feb
2013

Faschingskrampf

Miniman will zum Kindergarten-Fasching morgen als Feuerwehrmann gehen. Er darf aber nicht. Denn: Der Kindergarten gibt ein Motto vor. "Die sieben Sinne". Damit die Eltern nicht komplett aufgeschmissen sind, folgt eine lange Erklärung und eine Liste mit sechs Sinnen. Sechs! Was ist jetzt die Nummer 7? Miniman will einen Feuerwehr-Sinn.
Er darf also kommen als: Spiegel. Wattebausch. Wolle. Seiltänzer. Wiener Schnitzel. Hans-guck-in-die-Luft. Hörrohr. Pommes! Und das in einem Kindergarten, der auf gesunde Ernährung pocht.
Ich überlege ernsthaft, wie man ein Kind als Bio-Pommes verkleidet.
Ich gehe als Feuerwehrmann, insistiert der Bald-Vierjährige.
Lesen Sie morgen weiter, wenn es hier wieder heißt: Ab in die Fritteuse, Grisu!

5
Aug
2009

Do you speak Mama?

Letztens trafen sich 14 Jungmütter samt ihren Babys zum Yoga im Laxenburger Schlosspark. Neben Sonnengruß und Bauchmuskelrückbildung (aua) bereitete es einen besonderen Genuss, in die Mamasprache einzutauchen.

"Wir zahnen", erklärt zwar, warum das Baby sabbert, nicht aber, wieso seine Mutter den Beissring so bereitwillig aus der Hand gibt.
"Wir essen schon Karotten", deutet Workingmama als Ende einer echten Radikaldiät. Und "Wir wiegen jetzt 7,5 Kilo" als deren höchst ratsames Ende.

Es ist ja verständlich: Die dritte Person ist eben erst kürzlich zur ersten und zweiten Person dazugestoßen. Bis zur Grammatik hat sich das noch nicht durchgesprochen.

Eine zweite, häufig verwendete Verschleierung der wahren Umstände ist die Babyanonymisierung. "Ich glaube, da stinkt jemand!" oder "Da hat ja jemand Gras gegessen", lassen den Verdacht kurzfristig auf alle Anwesenden fallen.
Workingmama hat aber die Erfahrung gemacht, dass es sich praktisch immer um das nächstliegende Baby handelt.

3
Aug
2009

10 Dinge, die dir keiner sagt übers Muttersein

1. Es gibt tatsächlich Babys, die schöner sind als deines.

2. Egal, was du tust: Dein Körper wird nie wieder so aussehen wie vorher.

3. Es gibt gute Nächte. Aber nie vor anstrengenden Tagen.

4. All die wichtigen Dinge, die du machen wirst, während das Baby endlich schläft, fallen dir partout nicht ein, während das Baby endlich schläft.

5. Sobald sie dir einfallen, wacht das Baby auf.

6. Früher hat ein netter Abend mit deinem Lover nicht darin bestanden, dass ihr Gespräche über Körperausscheidungen geführt habt.

7. Alkohol konsumierst du am besten während dem Stillen, dann ist er bis zum nächsten Stillen abgebaut. Erklär das mal den Umstehenden... (Und wir reden hier nicht von harten Getränken.)

8. Ein Baby braucht noch kein eigenes Zimmer. Seine Utensilien allerdings brauchen eine eigene Wohnung.

9. Früher hast du deine Handtasche genommen und hast das Haus verlassen. Jetzt dauert dieser Vorgang etwa 90 Minuten.

10. Von halb so teuren Windeln brauchst du doppelt so viele.

11. Schlafentzug führt zur sogenannten Stilldemenz. Diese äußert sich zB darin, dass du nicht mehr bis 10 zählen kannst.

8
Nov
2008

Schwanger im Kopf

Schön wär's ja, wenn die schwangere Nebenniere die Hormone gezielt verschicken würde. Also ein paar Endorphine an die Seele, Östrogen in erwünschte Rundungen, und bindungsförderndes Oxytocyn an den Kindsvater.

In der Realität jedoch ist das hilflose Mutterhirn einem Bombardement von Substanzen ausgeliefert, die zu Einschlafen an der Käsetheke, Weinkrämpfen auf der Rolltreppe, sowie bindungsminderndem Anschreien des Kindsvaters führen.

Offensichtlich sind das Nebenwirkungen eines für die Fortpflanzung unabdingbaren Verwirrungszustandes. Dann wer, außer einer Schwangeren, ist schon überzeugt, ein Ding mit 35 Zentimeter Umfang durch eine 12-Zentimeter-Öffnung zu bekommen?
spiel
Wer, außer einer Schwangeren, ist sicher, die nächsten 18 Jahre ohnehin nichts vorgehabt zu haben?
Wer würde ernsthaft den Gegenwert einer Eigentumswohnung in ein unberechenbares, anhängliches Geschöpf investieren, das frühestens 2050 einmal telefonisch danke dafür sagen wird?
Ach, ich liebe meine Nebenniere.

7
Okt
2008

In mir steckt ein Held

Auf dem Befund vom Organscreening-Ultraschall steht schwarz auf weiß:
"Genitalien gesehen (m)".
Also ein Bub!

Wenn man schon im Riesenkrankenhaus ist, nützt man die Gelegenheit und schaut beim Arzt vorbei. Dieser ist leider die nächsten zwei Stunden im OP. Der Vertreter bittet einen herein, blättert im Akt und meint: "Also, wenn Sie einen Kaiserschnitt wollen, dann machen wir einen Termin. Wenn Sie Ihr Kind durch die Scheide bekommen wollen, dann müssen wir noch viel reden."

Beim letzten Satz macht er mit den Händen vor seinen Genitalien (m) Abwärtsbewegungen und dazu ein angewidertes Gesicht. Was er sagt, klingt wie, "Wenn Sie Ihr Kind durchs linke Nasenloch pressen wollen, bitteschön, ich kann sie auch nicht hindern..." oder auch "Sie können sich natürlich auch in eine Toga wickeln, aber der heutigen Mode entspricht das nicht..."

In den letzten zehn Jahren habe ich geburtskulturell offenbar einiges verschlafen.

10
Sep
2008

Die Milka-Minute

Das mit den Essiggurken mit Schlagobers stimmt übrigens nicht. Wahr ist vielmehr, dass man versucht, den permanenten Metallgeschmack in Mund und Rachen mit extremen Geschmacksrichtungen zu übertönen. Meist klappt das nur mit einer Art, also entweder scharf oder salzig oder süß, alles andere verstärkt das Gefühl der rostigen Nägel im Hals nur noch.

Bei mir war's salzig. Ganze sieben Wochen lang konnte ich nichts Süßes oder Gezuckertes anrühren. Ich befand mich im Traumzustand jeder diätwilligen Frau!
Bloß nahm ich trotzdem stetig zu.

Und für jemanden, der die Nachspeise normalerweise als Pflichtprogramm betrachtet, ist unwillkürliche Süßspeisenverweigerung eine klare Einbuße an Lebensqualität. Es endete so, dass Workingmama gierig auf Momente lauerte, in denen der Gedanke an Zucker statt Ekel nur Gleichgültigkeit hervorrief. Solche Momente gab es manchmal. Eine Tafel Schokolade lag dafür immer bereit. Aber leider...:
Die Milka-Minute reichte nie aus, um sie auch nur zu öffnen.

8
Sep
2008

Über die Übelkeit

Wenn man in der 10. Woche ist, sagen alle, es endet in der 12.
Hat man die hinter sich gebracht, schauen sie mitleidig und sagen, bei manchen dauert es bis zur 16. Woche.
In der 16. Woche werden die Blicke verständnislos und sie fragen, ob es beim ersten Mal auch so schlimm war. (Nein.)
Und danach erntet man nur mehr ein Grinsen und: "Ich will dich ja nicht schrecken, aber meine Cousine hat auf dem Weg in den Kreißsaal das letzte Mal gek**zt."

Wie muss man sich Schwangerschaftsübelkeit vorstellen? Etwa so, als wäre im Magen ein aufgeblasener Ballon, und gleichzeitig rund um Magen und Speiseröhre ein metallenes Korsett. Egal, was man isst, man kann sich nich vorstellen, wo es Platz haben soll. Isst man jedoch nichts, nimmt der metallische Geschmack im Mund überhand und ruft Würgen hervor.

Was an der Sache erstaunlich ist: Weltweit werden pro Minute 150 Menschen geboren. Das bedeutet 80,5 Millionen Schwangerschaften jährlich. Wenn nur jeder zweiten Schwangeren nur zwei Monate lang übel ist, rennen in dieser Minute sechs Millionen Frauen aufs Klo...

Und da gibt es nichts dagegen?

Wären Männer betroffen, hätten sie sich bestimmt schon etwas einfallen lassen. So entwickeln sie lieber Botschaften für Außerirdische, skurrile Sportarten und Schweinsstelze für die Molekularküche.
Und wir Frauen vergessen, sobald es vorbei ist, wie schlimm es war, weil sich sonst selbst Maulesel häufiger vermehren würden als wir.

24
Apr
2008

Sackhüpfen im Stadtschulrat

Wenn die Wiener Stadtschulrätin ein Lesefest mit Wettbewerb veranstaltet, und die Klasse der Tochter das Glück hat, teilnehmen zu dürfen, dann trainiert man doch gerne dafür. Schließlich gibt es Bücher zu gewinnen, und Klassenehre zu verlieren. Einen Nachmittag lang arbeiteten wir uns daher durch das Buch "Drachen machen starke Sachen". Füllten Fülltext aus, brachten Sätze in die richtige Reihenfolge und beantworteten Fragen wie diese:

"Warum ertönte ein gellender Schrei?"

"Wie kamen die drei Männer ins Schloss? Erzähle."

"Wer sorgte sich um wen?"

Das Kind ist pubertär schlecht gelaunt und die Mutter fragt sich, warum die Klasse nicht mit demselben Aufwand Harry Potter, also wenigstens Weltliteratur liest. Abends kann das Kind nicht einschlafen, weil es die Namen von Drachenbabys memoriert, um im Falle einer Einzelbefragung nicht bloßgestellt zu werden. Beim Frühstück ist nichts anzufangen mit dem gekämmten Kind, und auf dem Schulweg schon gar nicht.

Abends dann meine Frage: "Und, was habt ihr wissen müssen?"

"Nichts. Es war nur Sackhüpfen."

"Wie bitte? Was hat denn das mit dem Buch zu tun?"

"Im Buch kommt ein Sack Erdäpfel vor."

Um-die-Ecke-denken ist ja durchaus auch eine lernenswerte Fertigkeit.

2
Apr
2008

Was wirklich wichtig ist

Mütter, seltener auch Väter, die von Magazinjournalisten gefragt werden, wie es ihnen denn so gehe, stammeln einhellig Sätze wie diese:

Die Geburt meines Sohnes / meiner Tochter hat mich mehr geprägt als alles andere.
Erst seither weiß ich, was wirklich wichtig ist im Leben!


Regelmäßig frage ich mich bei der Lektüre dieser Ergüsse, wie man sein Leben in der Blüte seiner Jugend so gestalten kann, dass es noch unwichtiger ist als schmutzige Wegwerfwindeln und angesabberte Still-BHs.

Offen gestanden: Auch ich weiß erst seit der Geburt meiner Tochter, was wirklich wichtig ist.
Und komme (fast) täglich zu dem Schluss, dass das Leben mit Kind ein ganz o.k. Ersatz dafür ist.

11
Dez
2007

Rundruf

22 Uhr. Ich unterhalte mich mit Freundin M. über das Schweigen der Männer.
Da läutet das Handy. Ich hebe ab.

Gurkenglas, tönt es verschwörerisch aus dem Apparat.

Der Fisch singt im Fliegen, versuche ich, den Code zu knacken.

Leider das falsche Stichwort.
Hallo, hier spricht die Mama von A. Die Volksschullehrerin hat einen Rundruf gestartet. Alle Kinder sollen morgen ein rundes, glattes Gurkenglas zum Basteln mitbringen. Bitte die nächste Mutter auf der Klassenliste anrufen.

Ich nehme das Gespräch mit Freundin M. nahtlos wieder auf.

Eine Stunde später, und um keinen Hinweis reicher, sitze ich einem sehr gesprächigen Mann und seinen Sushi gegenüber. Mitten in seiner Wiedergabe des jüngsten Bürotratsches springe ich auf:
Mist! Ich habe völlig vergessen! 23 Uhr! Was kommt im Alphabet nach R?"

Hektisch suche ich eine Telefonnummer, tippe sie ins Handy und flüstere:
Gurkenglas!!

Manchmal ist das Schweigen eines Mannes durchaus nachvollziehbar.

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