Mama

25
Jan
2006

Immaterial Girl

In Fortsetzung des letzten Eintrags ein Rückblick auf Tres Reyes (6. Jänner) in Puerto Rico. An diesem Tag platziert sich der Gouverneur mitten in einem öffentlichen Park und verteilt Spielsachen an die Kinder, die von der ganzen Insel zu diesem Event kommen. Und es handelt sich nicht um Überraschungseier. Nein, da greifen die karibischen Steuerzahler schon tiefer in die Tasche: Elektrische Autorennbahnen für die Buben, Barbiehäuser für die Mädchen, umfangreiche Malausstattungen für ganz Kleine. Mindestwert pro Kind geschätzte 40 bis 50 Euro.

Ich war mit meiner Kleinen am Strand gleich neben dem Park. Und schlug - angesichts unter der Last der Geschenke zusammenbrechender Buggys und Eltern - einen Abstecher zum Gouverneur vor. Meinen Materialismus konnte ich mir aber in die Haare schmieren. Mit zunehmender Verzweiflung und den Worten "Bitte! Mama!! Ich will! keine! Geschenke!!!" zerrte mich mein Kind vom Ort des Geschehens.

Ein paar Meter weiter das einzige Fast Food Restaurant im Umkreis von 30 Gehminuten. Ich weigerte mich, für einen Becher Limonade geschätzte zwei Stunden Schlange zu stehen. Woraufhin meine Tochter mich auf dem gesamten langen Heimweg schmollend ignorierte.
Da war ich dann wieder einigermaßen beruhigt.

Gruppenzwang

Aufgeregter Anruf einer Freundin mit ebenfalls 8jähriger Tochter: "Hat deine einen Gameboy?"
Lange Erziehungsdiskussion. Was tun, wenn alle in der Klasse einen haben, man aber nicht knapp 100 Euro für den Mist ausgeben will? Andererseits keinen Außenseiter züchten möchte? Die Freundin hat der Tochter nun einen Gameboy zum Halbjahreszeugnis versprochen, falls sie einen bestimmten Notenschnitt erreicht.

Nach dem Telefonat will meine Tochter unbedingt wissen, worüber diskutiert wurde. Ich frage sie also, wie sie entschieden hätte. "Ich würde meinem Kind sagen, dass das zu teuer ist, und ihm etwas anderes Schönes kaufen." Hugh.

Übrigens hält sie einen Gameboy für "so ein Brett mit vier Rädern, auf dem die wilden Buben herumfahren".
Was lernt dieses Kind eigentlich in der Schule?

21
Jan
2006

Meine kleine Emanze

MkE: Warum war es früher eigentlich nicht erlaubt, dass der Mann nach der Hochzeit so heisst wie die Frau?
Ich: Weil früher in der Gesellschaft die Männer wichtiger waren als die Frauen.
MkE: BÄH BÄH Das hat sicher ein Mann erfunden!
Ich: Außerdem sind früher oft nur die Männer arbeiten und Geld verdienen gegangen.
MkE: Na wenigstens etwas.

29
Dez
2005

Optimistin

Kind: Wenn ich gross bin, werde ich Lehrerin, Schriftstellerin und Eisverkaeuferin. Dann schreibe ich ein ganz dickes Buch.
Ich: Und worueber schreibst du?
Kind: Wie man den richtigen Mann findet.
Ich: Das weisst du?
Kind: Naja, das werd ich schon rausfinden bis dahin.

Wenn ich Pech habe, widmet sie das Buch ihrer Mutter.

25
Dez
2005

Jetset Kid

Ich war mir nicht ganz sicher, ob sich meine Kleine auf unsere weite Reise freut. Immer wieder kamen Argumente wie "Dort verstehe ich das Fernsehen nicht" und "Ins Meer trau ich mich sowieso nicht mit Schnorchel". Eimmal musste ich mir sogar ein gegrummeltes "Ich hab mich schon aufs Schifahren gefreut" anhören, obwohl sie doch gar nicht schifährt.

Beim heutigen Weihnachtsputz fand ich allerdings quer durch ihr Zimmer aus Zahnstocher gelegt folgende beruhigende Worte:
JUPI JUHU, MAMA UND ICH FLIEGEN WEG!!

18
Dez
2005

Kindergeburtstag

war gestern angesagt. Ich habe unterschätzt, welchen Lärmpegel sechs Mädchen erzeugen können. Meine Kleine hat sich eine Geisterbahn in den Kopf gesetzt und so haben Papa, Mama und Halbschwester im Keller improvisiert. Jedes Kind wurde auf dem Rollsessel durch den finsteren Kellergang geschoben, vorbei an aufgehängten Plastikratten und Skeletten. Die Kids fanden es "geilo".
Fazit:
Torte von Coppenrath & Wiese: 6,99 Euro (im Angebot)
Pink Abschiedsgeschenk für jeden Gast: 12 Euro
Beim Damenkränzchen zum Thema "Kleine Brüder" zuhören: unbezahlbar

15
Dez
2005

Geschichten von Doktor Oetkers Couch

Meine kleine Maus wird heute 8! Happy Birthday!

An jenem eiskalten Tag 1997 ist sie genauso chaotisch ins Leben gepurzelt wie heute früh in die Schule. Es ist dort Sitte, dass das Geburtstagskind die ganze Klasse mit Kuchen oder Torte versorgt.

Also machte ich mich gestern spätabends ans Backen. Schnell zwei Packungen Dr. Oetker Rührteig anmischen, Schokostreusel hinein (und Ameisen nennen), ab in den Backofen. Dieser ist jedoch schon seit 21. November nur mehr bedingt einsetzbar. Er bäckt immer nur 10 Minuten und braucht dann 30 Minuten Pause. Die vorgeschriebene Backzeit von 50 Minuten war daher erst gegen 1 Uhr früh erreicht.

Um 6.30 Tagwache, Geschenke verpacken, Kind wecken, Kuchen aus der Form holen... geht nicht, er zerbröselt uns zwischen den Fingern. Kühle Bemerkung der Tochter: "Anscheinend können das nur die anderen Mamas ordentlich."

Zur Schule fahren, in den Supermarkt gegenüber schleichen, (natürlich dabei gesehen werden), Gugelhupf aus dem Plastik nehmen, an mehreren Stellen eindrücken, im Auto Smarties oben drauf kleben, zu spät kommen.

Denken, dass acht Jahre Probezeit für diesen Job nicht ausreichen.

14
Dez
2005

Amish Afternoon

Ich bin bekennender Kirchensteuerflüchtling und Kaum-Kirchgänger. Dennoch betrachte ich Religion als Teil unserer Kultur, besitze eine Bibel und wurde auch schon beim Beten erwischt. Das scheint aber, insbesondere vorm nahenden Höhepunkt des Kirchenjahres, zuwenig zu sein. Und weil Gott kleine Sünden sofort bestraft, hat er mich gestern in folgende Situation gebracht:

Ort: vollbesetztes Arztwartezimmer mit guter Akustik.
Kind (meines): "Mama, ist heute abend noch genug Zeit zum Stricken und Bibel lesen?"

Dazu ist anzumerken, dass meine beinahe achtjährige Tochter vor einigen Tagen ihre Kinderbibel aus dem Bücherregal gefischt hat und seither aus dem Alten Testament gar nicht mehr hervorkriecht. Da gibt es aber auch wirklich spannende Geschichten, wenn ich ihre Nacherzählungen glauben darf... Und das Stricken bezieht sich auf die unter einem Haufen anderer Spielsachen kürzlich wiederentdeckte gute alte Strickliesl.

Erwartungsvolle Blicke ruhten im Wartezimmer auf mir. Ich sah keinen anderen Ausweg als:
"Natürlich, aber nur solange es hell ist. Du weißt, wir haben kein elektrisches Licht..."

28
Nov
2005

Muttersprache, Tochtersprache

Ich habe immer gehofft, dass meine Tochter meine Liebe zum Bücherlesen erbt. Als sie dann als Erstklasslerin mit mir in einer Buchhandlung stand, ein Buch nach dem anderen öffnete und bei jedem fassungslos feststellte, "Das kann ich auch lesen..." - da wußte ich, dass es mit diesem Wunsch besser geklappt hatte als mit dem betreffend die Vererbung meiner Locken.

Wir können auch über Wörter philosophieren. Etwa in der Form:
Sie (4): Der Mittwoch ist eigentlich kein richtiger Tag.
Ich: Warum nicht?
Sie: Sonst würde er ja Mittag heißen.

Mittlerweile lerne ich auch was dazu, beispielsweise, wie man "super" steigert:
super - URsuper - UREsuper

Anhand eines konkreten Beispiels: Dass ich ihr einen Schal stricke, findet meine Tochter super. Dass die Wolle nicht kratzt, ist ursuper. Und ich persönlich meine, es ist uresuper, dass das Ding schon 45 Zentimeter lang ist...

23
Nov
2005

Elternsprechtag

Gestern war Elternsprechtag. Das bedeutet: eine Stunde am überhitzten, unterbeleuchteten Gang vor der Klassentür ausharren, zusammengekauert auf der etwa 30 Zentimeter hohen Garderobenbank. Zieht man die Zeitung heraus, riskiert man sowohl seinen Platz in der Schlange als auch seinen Ruf als minimal sozialkompetent.

Ich unterhielt mich also gerade mit Mutter A, die vor sieben Jahren einem Genie das Leben geschenkt hat, als Mutter B dazukam. Nun muss man wissen, dass mein Kind tags zuvor der Tochter von Mutter B, nicht aber dem Genie von Mutter A, eine Einladung zu ihrem Geburtstagsfest überreicht hatte. Bevor das auffliegen konnte, simulierte ich heftiges Handyvibrieren und entfernte mich murmelnd. Dabei stieß ich mit Mutter C (keine Einladung) zusammen, die begann, ihr Apfelmuffin-Rezept zum besten zu geben, was Mutter D (Einladung) anlockte, wodurch wiederum Gefahr im Verzug war.

In diesem Moment war ich endlich an der Reihe. Mutter D rief mir nach, "Sarah kommt gerne", dann schloß sich die Klassentür hinter mir. Zwanzig Minuten später kam ich wieder heraus und sofort klammerte sich die schluchzende Mutter C ("Warum?!?") an mich, während Mutter A sich in einer dunklen Ecke an Mutter B vergriff, begleitet von spitzen Schreien von Mutter D.

Ich gebe zu, den letzten Teil habe ich nur geträumt.
Glaubt mir, es war kein schöner Traum.

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