Alltag

23
Apr
2007

Mein Küchenfenster

Stöckchen, gesehen bei Allegra...

Kuechenfenster

Vom Küchenfenster aus sehe ich seitlich auf ein zweites Haus, das genauso aussieht wie unseres. Bis vor zwei Wochen stand genau in der Mitte des Ausblicks ein riesiger alter Nadelbaum. Er wurde gefällt, als ein Experte feststellte, dass ihn nur mehr das seit Jahrzehnten daran hochgerankte Efeu aufrecht hielt. Mein oberer Nachbar, der seit 1974 (mit Unterbrechungen) mein oberer Nachbar ist, rief mich vor einigen Tagen zum allerersten Mal an. Weil es ihm ein Anliegen war, dass dort möglichst bald wieder ein Baum gepflanzt wird, damit er beim Frühstück nicht auf die Wäscheleine auf dem Balkon mit den braunen Blumenkisten starren muss.

Diese Wohnung hat übrigens Geschichte. Zuerst wohnte dort eine Familie, deren Sohn sich nach Romeo-und-Julia-Manier von Balkon zu Balkon in die Nachbarstochter verliebte. Danach kam ein Stadtgärtner, der eines Tages in einem Rotlicht-Lokal seinen Nebenbuhler erstoch und die Leichenteile im Wald vergrub. Als nächstes ein junges Pärchen; der Mann starb nach einem Jahr beim Fernsehen. Und jetzt eben die kroatische Familie mit der Wäscheleine.

Wenn ich ans andere Ende meiner Wohnung gehe, sehe ich ins Grüne:

Luster11

Gestern abend hat sich der Vordergrund verändert:



Der erste Luster hängt jetzt im Schlafzimmer an einem sehr wackeligen Haken direkt über meinem Bett. Trotz Garantie meines Antiquitätenfreundes, dass nichts passieren wird, konnte ich darunter unmöglich einschlafen und verbrachte die Nacht auf dem Kinderzimmerboden.

15
Apr
2007

Balkongeständnis

Beim heutigen Spaziergang zwischen Kleingärten bekam ich mehr nackte Männeroberkörper zu Gesicht, als Sixpacks in meinen Kofferraum passen. Die Gartensaison hat begonnen! Da wird gejätet, gesetzt und gespritzt was das Zeug hält. Während Frauen sich der fengshuigemäßen Anordnung von Hyazinthen und Anemonen widmen, haben Männer endlich wieder eine Ausrede, sich von oben bis unten dreckig zu machen.

Wer keinen Garten hat, erklärt eben den Balkon zu seiner Scholle und bewirtschaftet diese, bis das letzte Stehtischchen dem Efeu weicht. Die blühende Beute aus dem Baumarkt kitzelt den Landschaftsgärtner aus jedem Familienvater und den Romantiker aus jedem Großstadtsingle.
Der Spießer ist immer der Gärtner.

Keine Mißverständnisse: Ich mag Blumen. Gerne anschauen.
Ich habe auch schon mehrere Anläufe genommen, meinen Balkon zu begrünen. Habe sprießendes Grün genau nach Anleitung in frischer Erde vergraben, mit den Wurzeln voraus. Habe Unkraut gezupft und Gießkannen geschleppt.
Allein, seit dem Kresseschaf 1979 will mir nichts Gärtnerisches mehr gelingen.

Also gebe ich es auf, spreche dann und wann mit den wenigen treuen Zimmerpflanzen (Spanisch) und lade mir sonntags gartenlose Freundinnen zum Kaffee ein. Dann spazieren wir zwischen Kleingärten und erfreuen uns am Anblick schwitzender halbnackter Männerkörper.

Als einzige Investition in den heimischen Balkon wird dabei das hier überlegt.
Vorzugsweise mit Gärtner drauf.

29
Mrz
2007

Glück, broschiert

Seit mein Ex-Mann am felsigen Ufer der Ligurischen See das - niemals erschienene - Buch "Sprich deinen Vers" verfasste, während ich 200 Meter entfernt sein Neugeborenes großzog, unterdrücke ich mein Interesse an Selbsthilfe-Büchern nicht mehr.

Nein, ich schreie ganz laut, wenn mir welche begegnen.

Und staune, welche Autorität banale Aussgen haben, bloß weil sie zwischen zwei Buchdeckeln stehen statt an einer Klowand. Nicht, dass ich es nicht probiert hätte: In meinen dunkelsten Zeiten habe ich mir schon mal das eine oder andere Werk zu Gemüte geführt. Und Selbstbewusstseinsstärkendes à la Die Kaiserin nimmt sich was sie braucht gemantrat.

Mitleid habe ich nur mit jenen Ratnehmern, die meinen, ihr Leben kommt umgehend auf Schiene, wenn sie die Lösung beim Universum bestellen, ihr drittes Auge öffnen, Hormon-Yoga machen, Yoni-Massage lernen, unersättlich werden oder doch nach Feng Shui ausmisten, je nach Autor sieben, zehn oder hundert Schritte zu sich selbst machen, das innere Kind finden, oder den äußeren Erwachsenen verstecken.

Frei nach John Lennon meine ich:
Life is what happens while you're busy reading self help books.

28
Mrz
2007

Madonnas Neue Kleider

Letzten Donnerstag herrschte Ausnahmezustand. Weibliche Trendscouts fürchteten um ihren Ruf, sollten sie es nicht schaffen, sich schon vormittags in einer H&M Filiale einzufinden. Und ein Stück aus der Madonna-Kollektion zu ergattern. Selbst wenn sie dafür eine Konkurrentin in der Wühlkiste mit den Kinderhandschuhen ersticken müßten.

Ich gebe ja zu: Die Plakate sind nett, besonders das mit dem schwarzen Kleid. Und knappe Güter sind nun mal interessanter.

Bloß sind die Madonna-Sachen gar nicht knapp. Am Samstag waren jedenfalls noch mehr als genug davon da.

Macht nichts. Wenn Madonna ein Catsuit mit Polyester-Anmutung auf den Markt wirft, das wir selbst in den 70ern nur in der Dämmerung zum Altkleidercontainer gebracht hätten, dann muss es schön sein. Wenn man bei ihr (liegend) im Kleid aus T-Shirt-Stoff keine Speckröllchen erspäht, dann deckt es die bei uns (stehend) sicherlich auch ab. Und wenn sie Puffärmelchen und Bundfalten hübsch findet, dann tun wir das auch. In Beige.

Aber wir machen ja schon seit den Spitzenunterröcken und getupften Strumpfhosen in den 80ern, was Madonna sagt.
Wobei ich persönlich den Pyramiden-BH ausgelassen habe.

15
Mrz
2007

Words don't come easy

Man könnte ja sagen: Wer am Sonntag nachmittag nichts Besseres zu tun hat, als die Radio-Wien-Sendung Words zu hören, der hat's nicht anders verdient. Trotzdem denke ich, es braucht keinen Bildungsauftrag, um im Bedarfsfall zum Wörterbuch zu greifen.

Für Peter Hofbauer gilt das offenbar nicht.
Nicht genug, dass er 60 Minuten damit herum bringt, englische Songtexte ins Deutsche zu übersetzen, vermutlich gegen ein Honorar, mit dem wir als 16jährige - als wir im Bankfach dasselbe taten - unseren restlichen Bildungsweg hätten bestreiten können.

Nein, die Übersetzungen sind auch noch falsch. Da wird etwa "starfisch" als "Zierfisch" übersetzt, statt als "Seestern". Dass Paul Simon wohl "fish" meinte und die Zeile "You're not the only starfish in the sea" schon im Original ("Red Rubber Ball") Käse ist, spielt hier keine Rolle...

Weiter geht's mit "Lady in Red" von Chris de Burgh: "... the highlights in your hair that catch your eyes" sind "die blonden Strähnen, die dir ständig in die Augen fallen". Oje.

Vielleicht bin ich zu kritisch, aber ich finde das quite embarrassing.
Für Herrn Hofbauer: still umarmend.

8
Mrz
2007

Hat jemand ein Loft für mich?

Ich hätte es nämlich soeben fertig eingerichtet.

Da zu uns leider nicht geliefert wird,
muss ich mich wohl mit Sessel Hugo zufriedengeben.

Aber bitte im Zebradesign.

28
Feb
2007

No News Are Good News

Beim Geschirrwaschen und beim Parkplatzsuchen höre ich des öfteren Ö3. Bei beiden Tätigkeiten lasse ich mich nämlich nicht gerne von sinnvollen Inhalten ablenken. (So konnte ich sicherstellen, dass mein gesamtes Hochzeitsgeschirr sowie meine Stoßstangen nach 10 respektive 13 Jahren noch intakt sind. Dank Ö3.)

Heute, 08.30 Uhr: Geschirrwaschen.
Nach der (unblutig beendeten) Geiselnahme, die Wien gestern in Atem gehalten hat, delektiert sich Ö3 daran, dass man 24 Stunden danach am Ort des Geschehens NICHTS mehr bemerkt. Eine Reporterin steht vor der BAWAG-Filiale und berichtet, was alles nicht passiert. Zufällig kommt dann der Pressesprecher der Bank vorbei und erklärt in PR-Deutsch, dass eine Geiselnahme eine Extremsituation ist und dass die Ex-Geiseln heute frei haben. „Der Verhandler der Polizei hat sich monatelang darauf vorbereitet“, schließt die Reporterin bewundernd und lässt die Hörer allein mit der Frage, ob einzeln oder gemeinsam mit dem Geiselnehmer.

10.45 Uhr: Parkplatzsuchen.
Diesmal analysiert die Moderatorin der Vormittagssendung die Vorkommnisse des gestrigen Tages. Wahrscheinlich ist die Reporterin vor Ort endlich auf einen Kaffee gegangen, beim McDonalds gegenüber. Dafür konnte man in umliegenden Geschäften wichtige Zeugen auftreiben. Gerade wird die Inhaberin eines Umstandsmodengeschäfts interviewt. Einleitung der Moderatorin: „Frau XY stellte der Polizei ihr Faxgerät zur Verfügung.“ O-Ton der Zeugin: „Und dann ist ein Polizist herein gekommen und hat mich gefragt, ob er mein Faxgerät benützen darf. Ich habe ja gesagt.“ Aufgeregtes Schweigen im Studio.
Und meine Stoßstange kriegt ihren ersten Kratzer ab.

26
Feb
2007

19
Feb
2007

Ministerielle Schönheit

Man sollte meinen, unser Ex-Finanzminister als Model in Vogue und Vanity Fair, das wäre nicht mehr zu toppen.

Ich persönlich finde aber, dass das, was unter der abgeschorenen Haarpracht unseres Sozialministers zum Vorschein kam (linkes Foto), eine frappante Ähnlichkeit mit Robert de Niro (rechtes Foto) hat.
Auch nicht schlecht.
Lehmann robert_de_niro1

15
Feb
2007

Irgendwas ist faul

... wenn jemand so eine E-Mail schreibt:

ich habe mich gefreut, von dir zu hoeren. bei mir laeuft´s zur zeit eigentlich wahnsinnig gut. fast schon beaengstigend. ich kann mich ueber mein leben und wie so alles laeuft ganz und gar nicht beschweren. es kann ruhig alles so bleiben, wie´s ist. mein sohn macht mir wahnsinnig viel spass und es ist unglaublich toll, zu sehen und mitzuerleben, wie er sich entwickelt. wir sind sehr happy! und im buero laeuft es sowieso extrem erfolgreich. es macht jedenfalls noch immer wahnsinnig viel spass und das ergebnis stimmt auch: was will man mehr ;-)!

Oder seht Ihr das anders?

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