Reiselust

23
Jul
2006

Wackelsteinfestival

Da flüchtet man vor Hitze und Arbeit ins Waldviertel. Nimmt für zwei Stunden tolle Flamenco-Musik eine Nacht im Zelt in Kauf. Und dann erspäht man um Mitternacht auf einer bemoosten Waldlichtung, unter einer Handvoll lokaler Alt- und Möchtegernhippies, unerwarteterweise einen alten Bekannten.

Er ist Clown von Beruf, und mit der Penetranz einer Dauerwerbesendung gesegnet. Bekanntschaft mit ihm (ebenso wie mit der Berufsgruppe "Flirtengel") machte ich auf der einzigen Singleparty meines Lebens. Wo ich nach zwei Tänzen, bei denen er vorwiegend mit den Armen paddelte und versuchte, mich mit seinem Spanisch zu beeindrucken, die Flucht ergriff. Diesmal konnte ich mich nach Konzertende im Schutz der Dunkelheit und der mächtigen Wackelsteine beinahe ungesehen zur Campingwiese durchschlagen.

Am nächsten Morgen, beim gut besuchten Frühstück im örtlichen Wirtshaus, läutete das Handy meiner Freundin. Sie nahm ab und brüllte ins empfangsschwache Gerät: "Ich bin gerade in einem Kaff im Waldviertel, am Ende der Welt!"
- Diesmal kannte ich den Fluchtweg zum Glück schon.

18
Jul
2006

Mallorca

Ich fahre im August mit meiner Tochter zwei Wochen nach Mallorca, gebucht sind nur Flug und Mietwagen. Wer hat Tipps, wo es schön ist? Buchten, Berge, Bodegas,... Danke!

14
Jul
2006

Sommerfrische

Sommerfrische
Eine Woche habe ich nun im Salzkammergut verbracht. Mit Blick auf den Wolfgangsee, der stolze 24 Grad hat. Der durchschnittliche Tagesablauf beschränkt sich hier auf Schlafen, Verzehr lokaler Süßspeisen, Schwimmen und Arbeiten.
Letzteres, weil ich nicht auf Urlaub, sondern in Klausur bin. Für einen Kunden schreibe ich Texte zum Thema Kindererziehung. Derzeit ist das Volksschulalter dran, Grund genug, mein eigenes Volksschulkind links liegen zu lassen. (Wenn es nicht sein Recht fordert und mein vom Bildschirm grün beleuchtetes Gesicht mit Küssen übersät: "Du bist soooooooo lieb" bedeutet "Gehst du mit mir Federball spielen?")
Auf die telefonische Frage meines Bruders nach dem Status des Projekts antwortete ich optimistisch: "Nächste Woche mache ich die Pubertät!"
"Na, Zeit wird's", meinte er bloß.

26
Jun
2006

Protokoll

Am ersten Tag geschlafen bis Mittag, der glühenden Hitze ausgewichen und erst um 18 Uhr zum Strand. Zwei Gruppen Jungs 40jährige Männer beim luatstarken Ballwerfen im hüfttiefen Meer beobachtet: die Niederlage Kroatiens am Vorabend suchte ein Ventil.
Am zweiten Tag Inselrundfahrt, Ugljan und Pasman, die unbefestigte Panorama-Route in einer Staubwolke ausgekostet, und eine einsame Bucht zum Nacktbaden entdeckt. Sonnenuntergang am Hügel, in den Ruinen einer Kathedrale.

Am dritten Tag fuhr der Mann, den sie hier verstehen, in der früh zum Hafen und besorgte frisch gefangene Goldbrassen, legte sie in Olivenöl und Rosmarin ein. Später wieder ein Strand, diesmal mit Wellen und Wind statt geschützter Bucht. Abends verbrachte er Stunden am Grill, bis der Fisch perfekt war. Candlelight Dinner im Garten, die Reste bekamen die Katzen. Zwei Folgen Sex and the City mit Chardonnay und Cremeschnitten im Bett.
Am letzten Tag Zadar, venezianisch angehaucht, und der Duft nach Urlaub.
Werde keine Sekunde vergessen.

Strand
Panoramaroute
Goldbrassen

22
Jun
2006

21
Jun
2006

Apropos USA

Während meiner Kleinkind- und Kindergartenzeit weilte mein Großvater die meiste Zeit des Jahres beruflich in Kalifornien. So kam es, dass meine Blicke sehnsüchtig jedes Flugzeug am Himmel verfolgten und dass mein erstes Vokabel Fuchseit war.

So kam es auch, dass die Errungenschaften amerikanischer Erfinderlust paketweise bei uns in Wien eintrudelten. Ich war die erste Einjährige Österreichs mit Wegwerfwindeln und die erste Dreijährige mit Synthetik-Glockenhosen. Zwischendurch stand ich staunend vor einer Kugelbahn-Uhr (die nach fünf Minuten wegen des Lärms im Keller weiterkullern durfte) und einem Water Pik.
Letzteres ist eine elektrische Munddusche, die jedes Badezimmer binnen Sekunden in das Innere einer Waschstraße verwandelt. (Diese Beschreibung habe ich bei Bill Bryson gestohlen, aber es gibt keine bessere.) Viele weitere Gimmicks fanden den Flugweg zu uns nach Hause.

Was allerdings in dem Päckchen war, das meine Uroma zu Ostern erhielt, werden wir nie erfahren. Sie entsorgte es in Panik, weil in großen Lettern GIFT darauf stand.

19
Jun
2006

Auf nach Süden

You Should Spend Your Summer at the Beach

You're a free spirit who is always thinking of new ways to have fun. And you don't just love summer... you live for it. So, you really should blow off your responsibilities and head to the beach!

Alleinerzieher auf Reisen

Wenn ich fünf Tage ohne Kind wegfahre, steht folgendes auf meiner To Do List:
  1. Insgesamt sechs Betreuungspersonen anheuern und mit Blut unterschreiben lassen
  2. Erinnerungs-SMS programmieren, damit keiner seinen Einsatz verpasst
  3. Schultasche für alle Eventualitäten packen (Flöte, Ersatzunterhose, Reisepass)
  4. Wochenendprogramm für Kind und Betreuungsperson C planen, Zirkuskarten kaufen
  5. Blankounterschriften ins Mitteilungsheft, Vorauszahlung für Klassenkassa
  6. Mehrere vollständige Outfits für jedes Wetter an den Betreuungsorten hinterlegen
  7. Bettsofa für Ex-Mann vorbereiten, falls er beschließt, Kind bei mir zu betreuen
  8. Notrufnummern (Rettung; Großeltern; meine mit einer veränderten Ziffer) mit Filzstift auf Kind schreiben
  9. Abendessen für den letzten Tag vorbereiten (Betreuungsperson D kann nicht kochen)
  10. Packen:
Pass - Handy - Ladegerät - Laptop - ÖAMTC Schutzbrief - Führerschein - kroatisches Geld - Müesliriegel - Martini - Vodka - Eiswürfel - SatC DVDs - Kugelschreiber - Kamera - Taschenmesser - Reiseführer - Sonnencreme - Medikamente - Shampoo - Balsam - Kamm - Strandtuch - Badetuch - Bettwäsche - Sonnenbrille - Sonnenhut - Flip Flops - Ipod - Nachthemd - Regenmantel - Kleid - Rock - Hose - T-Shirts - Pullover - Schuhe - Badeanzug - Bikini - Pareo - Schwimmflügerl - Buch - Schminksachen - Zahnbürste - Zahnpasta - Telefonnummern der Betreuungspersonen (mit einer veränderten Ziffer)

15
Jun
2006

Holla Back



Aus der Stadt, die uns Sex and the City geschenkt hat, kommt jetzt sozusagen das Gegenteil: Antwort auf die Frage, wie Frauen sich Männer vom Leib halten können. Jene Männer nämlich, die schlüpfrige Bemerkungen auf der Straße für originelle Anmache halten. Männer, die sich in der U-Bahn an ihre private parts greifen, wenn wir in ihre Richtung schauen. Männer, die ein NEIN in der Sprache der Augen nicht verstehen wollen.*

Auf www.hollabackNYC.com posten Opfer Schnappschüsse der Belästiger. Peinlich, wenn die dann von Mama oder Ehefrau gefunden werden...

*Natürlich funktioniert das System auch bei Frauen, aber die Statistik beweist, dass wir mehr Feingefühl an den Tag legen.

24
Mai
2006

Eindeutige Absichten

Zweimal habe ich in jüngster Vergangenheit ein Hotelzimmer für bloß eine Nacht reserviert. Die Alleinerzieher-Variante von Luxusurlaub: mehr ist zeitlich einfach nicht drin.

Bucht man, wie ich, ein Doppelzimmer, werden einem allerdings ganz eindeutige Absichten unterstellt:
Der Direktor in Hotel 1 (Semmering) begleitete uns aufs Zimmer und befüllte die Duftlampe beflissen mit Duftöl Eros. Dann rief er mit vielsagendem Grinsen das "Sellerie-Wochenende" für die Halbpension aus. Im Bücherregal fanden wir neben dem Kamasutra noch andere einschlägige literarische Unterstützung. Die Dame in Hotel 2 (Steiermark) bot mir auf meine Anfrage per Mail gleich das "Seilbett-Zimmer" mit Whirlpool an. Kurz später war sie telefonisch nicht erreichbar. Ich vermute sie beim Spargelstechen.

Hallo!? Wo sind die guten alten Hotels, wo eine Schüssel mit Äpfeln am Empfang und ein Milka Naps auf dem Kopfpolster die einzigen Beiträge zum leiblichen Wohl des Gastes sind? Wo gibt es noch Rezeptionisten, die einen ignorieren, solange man nicht mit Umzug zur Konkurrenz droht?

... Er hätte ja auch mein Bruder sein können?

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