Sentimental

12
Feb
2007

37

37-Rosen

37 ist eine Primzahl, die erste "irreguläre".
37 ist Nero geboren, und Tiberius gestorben.
Beim Roulette gibt es 37 Zahlenfelder.
Shakespeare hat 37 Werke verfasst.
Lord Byron und Alexander Puschkin wiederum sind mit 37 Jahren gestorben.
37 Sekunden vor dem Aufprall hat die Besatzung der Titanic den Eisberg gesichtet.
Hannibal kam mit 37 Elefanten über die Alpen.
Wenn man sich wirklich beeilt, kann man in 24 Stunden maximal 37 mal Silvester feiern.
Der Jungfernflug der Gebrüder Wright ging 37 Meter weit.
37 ist doch kein Fieber, sagt der Doktor.
Mit 37 geht's los, sagt meine Oma. "Wenn ich alte Fotos anschaue, denke ich: das war die beste Zeit!"

Mal sehen.

15
Jan
2007

Words

Den Tag, an dem meine Scheidung rechtskräftig wurde, verbrachte ich auf Rhodos. Der Urlaub stand unter keinem allzu guten Stern, Kreislaufkollaps (ich) und Asthma (Tochter) waren wohl noch Nachwehen der schwierigen Monate davor.

An dem Tag, an dem meine Scheidung rechtskräftig wurde, schaute ich spät abends den Pärchen in der Hotelbar beim Tanzen zu. Irgendwann wurde es mir zu dumm und ich nahm meine Kleine auf den Arm und tanzte mit ihr ein paar Runden Foxtrott. Sie war dreieinhalb und ziemlich leicht.
Dann bemerkte ich einen Mann, der mich beobachtete. Eine Menge Sommersprossen. Um einiges älter als ich. Er hatte eine Videokamera dabei und zwei Kinder im Volksschulalter. Sein Sohn filmte mich. Und er sprach mich an.

Ich weiß nicht mehr, worüber wir geredet haben. Es gab nicht viel Zeit, die Kinder mußten ins Bett. D. kam aus Israel und reiste am folgenden Morgen ab. Er erzählte, dass er immer bei Sonnenaufgang ins Meer schwimmen ging, weil man da völlig allein war.

An diesem Abend 2001 lag ich im Bett und wußte, dass ich es noch konnte: einen Mann interessant finden, auf einen Mann anziehend wirken. Es war eine richtige Erleichterung.
Am nächsten Morgen ging ich bei Sonnenaufgang ins Meer schwimmen.

D. schickte mir das Video von dem Abend und rief ein paar Mal an. Er lebte von seiner Frau getrennt und hatte drei Kinder. Er lud mich nach Israel ein, aber ich bin nie gefahren.

Vor einigen Tagen hat er mir eine E-Mail geschickt und das Lied Words von F.R. David angehängt. Weil es ihn an den Abend erinnert, an dem er mich kennen gelernt hat.
Irgendwann werde ich ihm verraten, dass er mir damals das Leben gerettet hat.

17
Dez
2006

Gänsehautlied

I'd rather leave while I'm in love
While I still believe the meaning of the word
I'll keep my dreams and just pretend
That you and I were never meant to end

Too many times I've seen the rose die on the vine
And somebody's heart gets broken, usually it's mine
I don't want to take the chance of being hurt again
And you and I can't say goodbye

So if you wake and find me gone
Hey, babe, just carry on
You see, I need my fantasy
I still believe it's best to leave while I'm in love
Too many times I've seen the rose die on the vine
And somebody's heart gets broken, usually it's mine
Oh, I don't want to take the chance of being hurt again
And you and I won't say goodbye

So if you wake and find me gone
Hey, babe, just carry on
You see, I need my fantasy
I still believe it's best to leave while I'm in love.

(c) Deborah Gibson

18
Nov
2006

Rückblende III

Vom ersten bis zum letzten Tag unserer gemeinsamen Zeit war P. sehr eifersüchtig. Während er einmal auf Dienstreise war, bekam ich abendlichen Besuch von meinem Lieblingsbiologen. Am nächsten Tag entdeckte P. eine halbvolle Weinflasche in meiner Küche.

P.: "Da ist eine Flasche Rotwein. Du trinkst keinen Rotwein!"
Ich: "Ich hatte Besuch von A."
P.: "Was habt Ihr gemacht?"
Ich: "Nichts, nur gemeinsam gegessen. Er ist auch gleich danach gegangen. Stimmt's, Kind?"
Kind: "Was?"
Ich: "Na unser Besuch gestern, der war nicht lange da, oder?"
Kind (gedehnt): "Welcher Besuch denn?"

Während P. seine Nachspeise in den Müll kippte, akzeptierte ich, dass da nichts mehr zu retten war: "Ist schon ok, Kind. Du kannst die fünf Euro auch so behalten."

9
Nov
2006

Was wäre wenn

Besonders auf Reisen kann ich es nicht lassen, mich ständig in fremde Lebensumgebungen hinein zu denken. Fahre ich durch eine Wellblechsiedlung am Rand von Mexico City oder durch die Upper East Side in Manhattan: Egal, sofort stelle ich mir vor, wie es wohl ist, dort zu leben.
Natürlich habe ich in Wahrheit keine Ahnung. Trotzdem phantasiere ich mir einen Tagesablauf zusammen. Verarbeite die minimalen Einblicke, die ich erhasche: Die Satellitenantenne auf dem Dach der wackeligen Hütte, der alte Fernseher neben der Hängematte im Freien. Der Concierge in Uniform, die eingezäunte Privatschule. Was würde ich besitzen, was würde mir fehlen? Wie würde es sich anfühlen, kein anderes Leben zu kennen?

Auch zu Hause lässt es mich nicht los. Tausende Lebensentwürfe habe ich schon überlegt und wieder verworfen. Millionen Alternativen im Kopf durchgespielt. Es waren immer nur Sequenzen, wie aus dem Daumenkino.
Manchmal überfordert mich die Freiheit, die ich habe. Dann bin ich traurig, weil ich nur ein Leben habe und nur einen einzigen Weg durch gehen kann. Ich versuche, mich nicht auf die unendlich vielen Weggabelungen vor mir zu konzentrieren, sondern auf den Pfad, den ich durch meine bisherigen Entscheidungen angelegt habe.

Er hätte schöner sein können, verschlungener, mutiger.
Er hätte aber auch viel viel langweiliger sein können.

29
Okt
2006

...

Einkehr wärst du gewesen
Auf meinem Weg
Ruhe nach der Reise
Stille vor dem Sturm

Hand hätte Hand gegriffen
Und erkannt
Und losgelassen
Vergessen

Wäre da nicht
Unser Kind

27
Okt
2006

Nationalfeiertag, nostalgisch

Rax-2
Meine Großeltern verbrachten viele Jahre lang jedes Wochenende auf der Rax. In der Bergstation der Seilbahn hatten sie dank einer Sonderregelung das Zimmer Nummer 2 dauergemietet. In diesem Doppelzimmer gab es drei Betten (eines davon zum Klappen), ein Waschbecken, einen Spiegel, einen Tisch, zwei Sessel und einen Kasten. Als Kind war ich dann und wann mit auf dem Berg. Und der einzige Mensch, der das Klappbett benutzen durfte.

Rax-1 Nach langer Zeit war ich im Herbst 2005 wieder oben, mit meiner Tochter, die ihren Urgroßvater nicht mehr kennengelernt hat. Dieses Jahr haben wir den Ausflug zum Nationalfeiertag wiederholt. Beim langen Spaziergang über das Plateau kamen immer wieder Erinnerungen hoch. Meist an Kleinigkeiten: Die Suchard Bensdorp-Schokoladeriegel (blau und grün), die mein Bruder und ich auf halbem Weg zum Ottohaus immer verdrückten. Ein Lauf bergab durch die Latschen oberhalb der Baumgrenze, an der Hand meines Vaters, der mir erklärte, was Siebenmeilenstiefel sind. Das Frühstück unter dem Hirschgeweih in der Gaststube. Eine wilde Fahrt im Jeep des Hüttenwirten, als wir in ein Gewitter kamen.

Beim Warten auf die Seilbahn hinunter schlichen wir uns am Wirt vorbei in die Pension. Den Weg kannte ich ja noch. Ich fand auf Anhieb Zimmer 2. Leider war es versperrt. Aber der kleine Gang sieht noch genauso aus wie damals. Nicht abgenutzer, sondern so, als wäre die Zeit einfach stehen geblieben. Und meine Großmutter würde jeden Moment den groben Vorhang zur Seite ziehen und mein Bett für die Nacht am Berg bereit machen.

23
Okt
2006

Der Teufel trägt nicht immer Prada

Meryl Streep ist wirklich sehenswert in diesem Film. Sie ähnelt frappant der Chefin, die ich einmal hatte. Diese Frau litt unter Kontrollzwang, Verfolgungswahn und Selbstüberschätzung. Dabei war sie nicht dumm. Nur überzeugt, dass die Welt in Ordnung war, bis Kleingeister gegen Sklaverei und Diktatur zu kämpfen begannen.

Sie lernte meine Diensthandyrechnung auswendig und stellte mich Monate später wegen eines nächtlichen SMS zur Rede; sie ließ sich verleugnen, als die Ärztin anrief, weil ihre 13jährige Tochter ein Magengeschwür hatte; sie schob eine Verspätung gegenüber Kunden darauf, dass "die Marketingleiterin ein Kind verloren hat und hier das Chaos herrscht"; sie ließ mich von einer Kollegin überwachen, während ich in der Filiale nebenan zu tun hatte. Nach eineinhalb Jahren warf ich das Handtuch. Lieber arbeitslos. Ich war nicht die einzige. Eine Kollegin zog nach Japan, eine für ein Jahr nach Ecuador. Bloß weg, so weit wie möglich!

Im Film wirft die Hauptdarstellerin das Diensthandy in einen Brunnen und geht. Paradoxerweise ist das die erste Handlung, die ihr den Respekt ihrer Chefin verschafft. (Abgesehen von der Episode, wo sie den neuen Harry Potter vor Veröffentlichung besorgt.)
Es ist kaum wahrnehmbar, das anerkennende Zucken der Augenbraue, als die Chefin die Abtrünnige später auf der Straße trifft.

Und doch ist es das, was ich noch erleben möchte.

16
Okt
2006

Die Hard

Dass einem in kompakter Aschenform viel mehr Möglichkeiten der Bestattung offenstehen als in einem sperrigen Sarg, hatte ich schon gehört:
Man kann sich bei den Wurzeln eines Baumes, über einem See, überm Meer (für Österreicher nur Nordsee, Ostsee und Adria möglich), in einem Springbrunnen oder auf einer Bergwiese verstreuen bzw. begraben lassen.

Der neueste Trend ist es, die Asche zu einem Diamanten pressen zu lassen. Je nachdem, was man zuletzt gegessen hat, hat er eine ganz individuelle Farbe. (Aua! Ok, Ok, das hat mit dem Essen nichts zu tun. Der Rest stimmt aber.)

"Diamonds are girl's best friends" bekommt auf einmal so viel Tiefgang.

11
Okt
2006

Ein bißchen Statistik

Täglich erfolgen weltweit 910 000 Befruchtungen, aus denen rund 580 000 Schwangerschaften entstehen. Ein großer Teil der befruchteten Eizellen kann sich wegen Fehlern in der Entwicklung nicht einnisten und führt deshalb nicht zu einer Schwangerschaft.
Von den entstandenen Schwangerschaften waren etwa zwei Drittel geplant. Zu einer Geburt führen etwas mehr als 60% aller Schwangerschaften. Die anderen enden entweder spontan (15%) oder werden abgebrochen (22%).
Quelle: www.verhuetungsmuseum.at

Jeder von uns hatte also eine statistische Chance von 1:3, auf die Welt zu kommen.
Jeder von uns hat also rechnerisch zwei "Geschwister", die's nicht geschafft haben.
Ich wünsche uns Auserwählten einen schönen Tag!

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